Droht das Ende einer russisch-geprägten Ära in der NHL?

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harkonnon
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Re: Droht das Ende einer russisch-geprägten Ära in der NHL?

Beitrag von harkonnon »

Frage

Welchen Grund sollten die Russen haben ihre Ausbildung an die Bedürfnisse der NHL anzupassen ?

Ich würde sogar so weit gehen zu behaupten, gäbe es einen Weg sicherzustellen das russische Talente in Nordamerika keine Chance mehr haben und trotzdem innerhalb ihrer Philosophie Topspieler werden, dann würden sie genau diesen ANTI NHL Weg wählen. Das dürfte zwar im Kern für fast jede Eishockeynation zutreffen, aber keineswegs so extrem wie in Russland wo man sich nach wie vor als die wahre Grossmacht des Eishockeys sieht und mit der KHL angedacht eine finanziell ebenbürtige Konkurrenz zur NHL etablieren wollte und nach wie vor will. Das ist zwar nach wie vor Wunschdenken der Russen, aber sie haben es immerhin geschafft das junge russische Spieler gar nicht mehr unbedingt Nordamerika als wichtigstes Ziel haben. Und diese mangelnde Begeisterung ist für mich der wahre Grund warum immer weniger Talente aus Russland gedraftet wurden. Das waren noch nie die sichersten Picks in Bezug auf eine NHL Karriere, inzwischen scheuen doch viele NHL Klubs einen Pick an Russen zu verschwenden, weil die jungen Spieler oft gar nicht mehr in die NHL wollen. Der jahrelange Zwist um die ungeklärten Transfermodalitäten hat diesen Trend sogar noch verstärkt und auch wenn man sich momentan formell geeinigt hat, wirkt das immer noch nach und wird es auch noch einige Zeit tun.
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Mike Connolly 6.11.2022
Shark76
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Re: Droht das Ende einer russisch-geprägten Ära in der NHL?

Beitrag von Shark76 »

Ich glaube, dass das keine philosophisch geprägte Sache nach Spielstilen oder Anpassungen ist, sondern zum Großteil eine rein nüchterne Sache. Wenn es in der Heimat eine sehr gut zahlende Liga auf hohem Niveau gibt, gehen weniger Spieler ins Ausland. Es melden sich schon weniger Russen zum Draft und die Vereine haben kein Interesse, Draftpicks an Spieler zu verschleudern, die eventuell nie nach Nordamerika kommen. Durch Zahlungsschwierigkeiten und Abebben der Anfangseuphorie in der KHL rechne ich damit, dass in den nächsten Jahren wieder mehr Russen sich der NHL zuwenden werden. Zudem ist es ja auch eine Charakter- und Bequemlichkeitsfrage: will ich es in der besten Liga der Welt schaffen, wo ich mich unter Umständen aber auch 2-3 Jahre in einer unteren Liga bei schlechterer Bezahlung durchkämpfen muss und es vielleicht auch nie schaffe, oder bleibe ich lieber in der behüteten Heimat, wo ich solide verdiene und ohne größeren Aufwand zu den besseren Spieler gehöre!? Je besser die eigene Liga, desto eher wird der bequeme Weg gewählt.
Marty Murray
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Re: Droht das Ende einer russisch-geprägten Ära in der NHL?

Beitrag von Marty Murray »

Ändert ja trotzdem nichts an der Tatsache, daß es irgendwo nicht passen kann, wenn man sieht wie Russland bei den Internationalen Turnieren abschneidet.

In RUssland ist das Anspruch/Wirklichkeit denken ähnlich Grotesk wie von 1990-2013 beim 1. FC Köln.

Man denkt man ist was ganz großes, aber so langsam wird man von mehr und mehr Nationen überholt.
harkonnon
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Re: Droht das Ende einer russisch-geprägten Ära in der NHL?

Beitrag von harkonnon »

Johnny hat geschrieben:Interessanter Aspekt über den ich bisher noch nicht nachgedacht habe. Ich vermute allerdings, dass die Russen schlicht deswegen daran interessiert sein sollten, die Spielerausbildung der NHL anzupassen, da diese einfach erfolgreich ist. Kanada ist in allen Belangen die absolute Eishockeymacht in den vergangenen Jahren. Nur die USA und dann am ehesten Schweden kann da mithalten. Der Leistungsabfall ist offensichtlich - wenn Russland wieder international Erfolge feiern will, dann müssen sie ihr System zwangsläufig ändern. Wollen sie nur auf nationaler Ebene in der KHL brillieren, tja. Dann machen sie wohl alles richtig. Für den neutralen Zuschauer wäre es zumindest von Interesse, wenn letzteres nicht eintreten würde...

Ich glaube nicht mal das die Russen nur auf nationaler Ebene brillieren wollen.
Ich denke da ist viel mehr der vom ehemaligen Klassenkampf geprägte Gedanke da, als wir noch alle Talente unter unserer eigenen Fuchtel hatten da waren wir die Besten. Und die Spieler die nach Nordamerika gehen werden ja nur vom Geld und der westlichen Dekadenz für das Eishockey und die Ehre Russlands zu kämpfen verdorben.
Da sind halt noch jede Menge Betonköpfe in entscheidenden Positionen und das noch auf absehbare Zeit.

Wobei man natürlich ähnliches Verkapptes auch über die Canadier sagen kann, die glauben Sie und nur Sie hätten es erfunden und wissen alles besser. Das sie dabei in erster Linie von den jahrzehntelang gewachsenen Nachwuchsligen und Strukturen leben kapieren sie nur bedingt. Von der modernenAusbildungssystematik sind ganz besonders die Amis aber auch die Schweden und Finnen schon länger vorbeigezogen. Die beiden letzteren als Länder mit zu wenig Einwohnern zu klein um den Canadiern den Rang ablaufen zu können. In USA ist ähnlich wie bei uns (im kleineren Rahmen) das Problem das Eishockey nicht zu den Top 3 Mannschaftssportarten gehört und deswegen eben auch nicht unbedingt Zugriff auf die stärksten grundsätzlichen Talente bekommt
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Mike Connolly 6.11.2022
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Re: Droht das Ende einer russisch-geprägten Ära in der NHL?

Beitrag von harkonnon »

Wenn es noch irgendwelche Fragen geben sollte in welche Richtumg sich die russische Eishockeyföderation bewegen will, hier ist sie beantwortet !

Slava Fetisov wants Russian players to stay home before age 28

Es dürfte zudem interssant sein zu sehen was passiert, wenn sicg duese Restriktionen auch auf Nicht-Russische Spieler auswirken.

Ich schätze mal das dann von den gut 185 Spielern aus dem Ausland (Letten, Kasachen und Weisrussen mal aussen vor gelassen) gut 90% wieder weg wollen und in die europäischen Top Ligen drängen.
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Mike Connolly 6.11.2022
Sharkai
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Re: Droht das Ende einer russisch-geprägten Ära in der NHL?

Beitrag von Sharkai »

In meinen Augen eine absolut schwachsinnige Idee, gerade aus russischer Sicht! Die haben doch gerade erst eine Lehrstunde von den Kanadiern bekommen.
Wenn man jetzt seine größten Talente nicht ziehen lässt, um sich mit den Besten der Welt zu messen und daran zu wachsen, wird Russland den Abstand zu Kanada mit Sicherheit nicht verringern können.
Dass die KHL sportlich immer noch weit von der NHL weg ist, ist doch jedem klar. Es wird also nicht reichen, wenn die jungen Spieler in der Heimat lernen und Verantwortung übernehmen, das Niveau ist einfach ein anderes. Gerade die körperliche Komponente geht in der KHL gegenüber der NHL doch fast gänzlich verloren.

Dass die Top-Ausländer sich sowas nicht bieten lassen, sollte auch klar sein. Da das Verbot sich nur auf Nordamerika beschränkt, werden diese bestimmt schnellstmöglich innerhalb Europas wechseln. Damit ist der Sprung in die NHL nach einer überragenden Saison weiterhin möglich, siehe Kemppainen & Donskoi von unserem CHL-Gegner Kärpät Oulu dieses Jahr.
Mal gespannt ob dieses Ding so durchgeht, mir soll´s relativ egal sein. Auf Dauer wird´s sich nicht durchsetzen...
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