Eine (mathematisch-angehauchte) Analyse

Im Büro des Chefs: Diskussionen rund um den Verein und die Fans. incl. Gerüchteküche
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intersection
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Eine (mathematisch-angehauchte) Analyse
Zehn Gründe, warum die Kölner Haie dort stehen, wo sie stehen...

Im Folgenden will ich eine persönliche, kurze, zum Teil eine auf eigenen Statistiken basierende Analyse darlegen, warum die Kölner Haie sich selbst und die Fans gerade so frustrieren. Diese Meinung ist meine Persönliche. Ich werde alle zehn Punkte nacheinander analysieren und nacheinander in den kommenden Stunden/Tagen hier posten (es wird sonst zu viel auf einmal). Es darf gerne diskutiert werden.

Grund 1: Passpräzision
Nehmen wir mal einen absoluten Standardwert im Eishockey an und gehen davon aus, dass die Kölner Haie einen durchschnittlichen Puckbesitz von 50% haben, also 30 Minuten pro Spiel. Dazu nehmen wir eine Passgenauigkeit von 80% an, was einem durchschnittlichen Eishockeyteam entspricht. Alle vier Sekunden wird durchschnittlich in einem Eishockeyspiel ein Pass zu einem Mitspieler gespielt, macht summa summarum 15 Pässe pro Minute oder 450 Pässe pro Spiel pro Team (bei den oben angegebenen Werten). Bei einer Passgenauigkeit von 80% entspricht dies 360 angekommenen Pässen. So viel zum Vorgeplänkel.
Bei den Kölner Haien ist jeder zweite Pass im Durchschnitt (50%) unpräzise, kann aber verarbeitet werden, es dauert halt seine Zeit. Unpräzise bedeutet: ist nicht hart genug, um direkt weiterverarbeitet zu werden, kommt in die Schlittschuhe oder auf die falsche Schlägerseite oder wird vom Passempfänger einfach nicht gut angenommen. Bedeutet, dass es im Spiel 180 Pässe sind, die die Kölner Haie pro Spiel (!) nicht ordentlich an den Mann bringen. Grob gerundet, kostet jede Fehlannahme, jeder Puck, der nicht hart gespielt wird und länger braucht, um verarbeitet zu werden, 1-2 Sekunden (sagen wir 1,5 Sekunden) an Verarbeitungszeit, in der der Angriff NICHT schnell fortgesetzt, Schüsse NICHT direkt abgegeben oder Pässe NICHT direkt weitergespielt werden können. Das sind 270 Sekunden in einem Spiel, die einer Mannschaft verloren gehen (4 Minuten 30 Sekunden), allein dadurch, dass die Passpräzision nicht vorhanden ist. Und wir reden hier von Pässen, die schlussendlich angekommen sind! Die Zeit, die ein Neuaufziehen eines Angriffs benötigt, ist hier gar nicht inkludiert und müsste oben drauf gerechnet werden.
Wenn man sich nun diese Saison mit den Spielen der Kölner Haie aus dieser Sicht auseinandersetzt, wird man feststellen, dass die oben gemachten Annahmen nicht immer zutreffen: die Passgenauigkeit ist mal deutlich drunter, mal drüber, auch ist der Puckbesitz nicht immer 50/50. Wenn man aber die Abweichungen mitberücksichtigt, kommt man bei den Kölner Haien auf ca. 03:20 – 05:40 Minuten Zeit pro Spiel, die sinnlos verloren geht. Allein ein Senken der Ungenauigkeiten auf 25% (also um die Hälfte) würde dazu führen, dass die Zeit halbiert wird, also zwei Minuten mehr, die man in Direktschüsse, Passkombinationen (auch im Powerplay) und schnelle Konter investieren könnte. Insgesamt ist es hier aber eine mangelhafte Quote! Die Lösung: ich würde das präzise harte Passen in Kombination mit der Beachtung der jeweiligen Schlägerseiten intensiver trainieren, bis es selbstverständlich geworden ist. Teams, die oben zu finden sind, spielen meisten sehr schnelle, harte, direkte und präzise Pässe, was dann gleichgesetzt wird mit dynamischem Spiel. Deswegen wirken Spiele von München und Mannheim über die gesamte Spielzeit von 60 Minuten auch so dominant und dynamisch, weil die Passstafetten einfach mit einer ungeheuren Präzision abgespielt werden, die dann einfach neue Spielsituationen kreieren, in die die Kölner Haie gar nicht erst gelangen.
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Grund 2: Zuteilungen
In vielen Spielen frage ich mich, wer den Kölner Haien vorgibt, manchmal zu dritt oder - bereits vorgekommen, wie gegen Augsburg oder zuletzt gegen Krefeld – zu viert auf einen Spieler an der Bande mit Puck drauf zu gehen? Ich habe selbst Eishockey gespielt auf einem sehr normalen Niveau (kein Profiniveau) und einer der wichtigsten Dinge, die ich gelernt habe, war: immer auf deinen Mann aufpassen und drei Leute auf einen, ist mindestens einer zu viel.
Die Kölner Haie schaffen es konsequent, so viel Fokus auf einen Spieler oder eine Scheibe zu legen, dass zwei, meistens sogar drei Spieler (bei Gleichzahl wohlgemerkt!) des gegnerischen Teams permanent frei stehen, zu unserem Bedauern meistens im hohen Slot oder direkt im Slot. Dies hat tatsächlich mit Spielintelligenz zu tun, ein Begriff, den ich später noch anspreche und den Haimspiel gestern ja auch angeführt hatte. Dazu später mehr.
In der Offensivzone ist das Problem, dass bei Überladen eines Bandenzweikampfes bei eventuellem Puckgewinn, kein Spieler mehr da ist, der sich vor das Tor stellen kann oder keiner, den man unter Bedrängnis anpassen kann, weil alle Spieler noch in einer Ecke rumkurven. In der Verteidigungszone ist das oben angesprochene Problem, dass die Gegner meist zu zweit auf ihren (gehaltenen!) Positionen freistehen. Das resultiert dann in relativ freien Schüssen, die auch nicht zu verteidigen sind (weil die Verteidiger eh woanders sind).
Die Lösung hier ist doch eigentlich simpel, oder? „Halte deinen Mann“ und es unterstützt maximal der „am nächsten Stehende“ Spieler einen, der an der Bande im Zweikampf festgenagelt wird, aber nicht drei oder sogar vier. Wenn wir einfach sagen würden, dass ein Spieler permanent vor dem Tor aufräumt, zwei jeweils ihre Bandenseite abdecken und sich gegenseitig unterstützen („circlen“), während die anderen beiden (in der Offensivzone die beiden Verteidiger, in der Defensivzone die Außenstürmer) die blaue Linie und den hohen Slot abdecken, führt das nicht nur zur Kompaktheit, sondern auch zu weniger Situationen, in denen der Gegner freisteht, geschweige denn Zeit hat, sich eine Ecke auszusuchen (34,34% der Gegentore diese Saison fielen bis jetzt so!).
Die Lösung ist also – auch wenn es weniger Spaß macht im Spiel – die Positionen fest zu halten, auch wenn der Gegner scheinbar gerade das Spiel auf eine Seite verlagern will. Dafür muss aber JEDER Spieler seine Position kennen und sich nicht dazu hinreißen lassen, aus plötzlich auftretendem Energiezuwachs einfach mal „auch drauf zu gehen“. Ich schüttele in jedem Spiel immer den Kopf, wenn ich sehe, wie drei Leute auf einen Mann an der Bande drauf gehen und dadurch Räume schaffen für Gegner, die eigentlich leicht zu verteidigen wären).
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Grund 3: Flexibilität
Flexibilität im Spiel ist einer der wesentlichen Voraussetzungen, um Gegner zu überraschen. Dabei setzt sich diese Flexibilität aus zwei Dingen zusammen: zum einen dem Coaching, zum anderen der Spielideen der Spieler (auch hier der Verweis auf Spielintelligenz).
Das Coaching muss durch klare Anweisungen dafür sorgen, dass ein Team auf den Gegner vorbereitet wird und sich einen Plan (am besten mehrere) zurechtgelegt wird, um den Gegner dort zu treffen, wo es am einfachsten ist, Tore zu schießen. Im Gegensatz zu den Spielideen der Spieler sollte diese Coachingansage die Grundlage sein und sich strikt darangehalten werden, sie bildet sozusagen das Fundament. Dies können Dinge sein wie hohes Forechecking, Scheiben simpel rausbringen aus der eigenen Zone oder eben, von wo Schüsse genommen werden sollen, wo Schwächen sind beim Gegner und auch beim gegnerischen Goalie. Das Coaching wird aber nicht nur vor dem Spiel gemacht, sondern muss im Spiel natürlich angepasst werden, denn auf der anderen Seite stehen auch Coaches, die ihr Team coachen. Es ist wie ein Schachspiel (und das macht ja die Dynamik aus), bei der beide Coaches ihrem Team sagen müssen, mit welchem nächsten Zug der Gegner mehr in die Ecke getrieben werden könnte. Am Ende ist einer der Sieger. Die Flexibilität hängt also davon ab, wie gut Coaches vor und während des Spiels analysieren und Anweisungen geben können und wie gut Spieler diese auch zu 100% (dazu gehört Vertrauen!) umsetzen.
Es gibt aber eben auch diese Überraschungsmomente: die Ideen der Spieler in den richtigen Situationen. Ich verweise auf das erste Spiel in Mannheim, wo Akeson durch einen überragenden, spontanen Move sich in eine gute Schussposition bringt und dadurch das Tor macht. Das war clever und genau im richtigen Moment, Spielidee eben. Wieso führe ich den Punkt Flexibilität denn nun hier an? Ganz einfach:
Die Haie haben diese Flexibilität nicht! Im Spiel konnte ich bisher bei Rückständen (wo man dies am Besten erkennt) weder eine Anpassung besonderer taktischer Finessen erkennen (entweder, weil es keine gab oder die Spieler sie nicht richtig umsetzten), außerdem sind die Haie so flexibel wie Beton. Wenn ein F. Tiffels in JEDEM Spiel an der Bande die gleichen Bewegungen zeigt (Puck halten, abschirmen, schnelles Umdrehen, 2 Meter skaten, schnelles Umdrehen, sich an die Bande drücken lassen, dann wegrutschen und liegenbleiben oder einfach so den Puck verlieren), haben die gegnerischen Coaches zum aktuellen Zeitpunkt der Saison 30 Videos der Haie vorliegen, in denen dies gesehen werden kann. Da ist nichts an Überraschung dabei. Jeder – selbst die Fans – sehen schon, dass F. Tiffels gleich antäuschen wird, weiter zu laufen und dann doch umdreht und sich letzten Endes verrennt. Das gleiche Beispiel bei den Drop-Pässen beim Spielaufbau. Selbst mit viel Tempo und Platz, bremsen die Spieler oft ab und spielen dann den simplen Drop-Pass zurück. Dies machen wir seit Spielen, die Gegner wissen, sie können ganz ruhig die blaue Linie halten oder an der Bande reicht es eben, Tiffels seine Kreise drehen zu lassen.
Für mich ist das der Grund, warum Reihe vier so erfolgreich ist: Dumont wechselt oft zwischen seinem Speed und seiner Reichweite und seinem Körper, schwer für die Gegner zu koordinieren. Er geht nach, schießt auch mal unerwartet, macht Überraschendes und immer so, dass man nie weiß, was kommt. Das Gleiche bei Sill und Oblinger. Die spielen eben grundsolide nach Coaching (hoffe ich) und reagieren dann in bestimmten kleinen Momenten einfach überraschend, weil sie den nötigen Spielwitz und die Flexibilität haben. Da wird keine Aktion zwei, drei Mal pro Spiel wiederholt. Deswegen schießen sie Tore, weil sie die einzigen sind, bei denen man nicht weiß, wer gleich wo steht und was macht.
Die Lösung: wegkommen von den Standard-Moves, von denen man meint, sie seien gut. Schneller im Kopf werden und unberechenbarer: grundsolide in den Basic-Taktiken (stimmt mit Grund 2 überein) und dann eben nicht immer dieselben Ideen auspacken, flexibel bleiben, auch mal sich selbst zurückstecken.
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Re: Eine (mathematisch-angehauchte) Analyse

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Grund 4: Emotionen
Nun ja, das ist einer meiner absoluten Lieblingsthemen. Ich sage immer, dass Emotionen im Spiel (von den Rängen und von der Mannschaft) ein Spiel sehr oft in die Richtung lenken, dass man am Ende aus dem Spiel raus geht mit dem Gefühl, etwas gewonnen zu haben: sei es Teamgeist, Wille oder eben die Punkte.
Für mich fehlen diese Emotionen bei den Kölner Haien die ganze Saison über. Unabhängig davon, dass das Kölle-Gen überall angepriesen wird und die Halle oft sehr gut gefüllt ist, sind die Spiele so langweilig, dass ich mir richtig dumm vorkomme, drei Stunde an den Spieltagen damit zu verbringen, mich irgendwo hinzustellen, um etwas zu sehen, was ich auch mit (kostenloser Cola und Chips) zu Hause vor dem Fernseher haben kann. Der Mehrwert innerhalb eines Besuchs eines Heimspiels liegt ja eigentlich auf der Hand: Teil des großen Ganzen zu sein, mitzubrüllen, mitzufiebern, mitzujubeln, mitzuzittern. Einfach den Beifall zu hören und den Jubel, wenn die Haie ein Tor schießen, ein 3:5-PK überstanden haben oder einfach schöne Eishockeymoves zu sehen und sich zu denken „ich war dabei“ (so wie damals die Prügelei und das 10:0 gegen Ingolstadt, wie der Sieg in Spiel 7 gegen Ingolstadt vergangene Saison, wie das Spiel gegen Hannover, als wir im letzten Drittel 0:5 hinten gelegen haben und dann am Ende 6:5 gewonnen haben in fünfzehn Minuten). Beispiele gibt es viele.
Stattdessen gibt es Frustfights, wenn das Spiel eh gelaufen ist. Es gibt kaum Rangeleien auf dem Eis, wenn es hitzig wird in einem Spiel (unser Trainer ist da noch der Emotionalste). Es gibt munteres Klatschen bei der Ehrenrunde, wenn die Haie gerade wieder gegen Krefeld (!) verloren haben. Es gibt kaum Pfiffe, stattdessen eine Arena, die steht und jubelt, wenn Sharky zwei Minuten auf das Eis kommt. Es gibt einen Moritz Müller, der in irgendeinem Interview zur Frage nach den guten Zuschauerzahlen sagt, wir hätten ja jetzt ne tolle LED-Bande. Noch Fragen, irgendjemand?
Ich gehe zum Eishockey, weil ich diese Emotionen will! Es ist großartig und schön, dass die Haie gerade so beliebt sind, dass die Zuschauerzahlen stimmen. Am Ende erinnert sich jeder nur an Sharky, die tolle LED-Bande (*hust*), aber woran nicht? An das Eishockeyspiel.
Emotionen stehen aus eigener Erfahrung innerhalb einer Mannschaft aber auch für Teamgeist und die Funktionsfähigkeit einer Mannschaft. Sie kann damit andere mitreißen, Energie auf das Eis bringen, Leute mitreißen. Aber sowohl die Emotionen auf dem Eis sind so stark unter Kontrolle, dass ich mich frage, wie die Haie so viele Leute begeistern können. Umgekehrt frage ich mich, wie die Fans es schaffen, sich Drittel für Drittel anzutun und nicht ein gellendes Pfeifkonzert über MINUTEN aufrecht zu erhalten? Die vergangenen Spiele waren grausam und es ist schön, dass alle Haiespieler anscheinend denken, die Unterstützung ist ja so großartig, weil alle munter klatschen, auch wenn gegen Düsseldorf IN EINEM DERBY ein Spiel 1:2 verloren geht.
Nichts ist super! Seit Jahren warten wir mal auf eine Mannschaft, die uns mitreißt, wir zahlen Unmengen an Geld, aber was bekommen wir? Einen kalten Stehplatz für etwas, das sich Eishockey schimpft, aber eigentlich nur drei Stunden Nachmittagsbetreuung ist.
Emotionslos eben. Daraus schöpfen Teams wie Straubing ihre Kraft, Augsburg, Bremerhaven, Mannheim. Nur die Haie nicht. Die klatschen lieber munter nach einer Niederlage und wissen die Prioritäten ihrer Fans zu schätzen: es ist die LED-Bande, Leute. Nicht das Eishockey. Die LED-Bande. Genau deswegen gehe ich in die Arena zu jedem Spiel. Nur deshalb.
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Re: Eine (mathematisch-angehauchte) Analyse

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Grund 5: Zone-Entry
Unser Zone-Entry (und ich rede hier jetzt nur von dem in die offensive Zone) ist grauenhaft. Nicht, weil wir nicht die richtigen Spieler dafür hätten, sondern, weil diese schlichtweg falsch eingesetzt werden. Eigentlich besteht unser Hineinkommen in die gegnerische Zone aus zwei Situationen: die eine ist das Tiefspielen des Pucks, wobei ein Spieler dann nachgeht und versucht, den Puck weiterzuspielen, zum anderen aus Einzelaktionen, meistens von Gagné oder Tiffels oder Ma. Müller, die dann mit viel Tempo und Speed ins gegnerische Drittel gehen.
Kommt mal wieder etwas Mathematik: ich habe mir alle Spiele der Haie diese Saison nochmal angeschaut. Und schauen wir uns da mal die Zone-Entries bei Gleichzahl (!) an (erstaunlicherweise sind unsere ZE prozentual im Powerplay NOCH schlechter!), geschehen diese auf folgende Weise: 48% Dump’n’Chase (762 von 1562), 41% Einzelaktionen (637 von 1562) und den restlichen 11% (!!!!!) durch herausgespielte Pässe! Und jetzt die Erfolgsquoten (heißt für mich, Puck länger als 10 Sekunden weiter in unserem Besitz in der Offensivzone): Dump’n’Chase (42%), Einzelaktionen (12%), herausgespielte Pässe (81%). Was sagt uns das?
Kommen die Haie durch herausgespielte Pässe in die gegnerische Zone, behalten sie in vier von fünf Fällen den Puck auch länger in der Zone. Was spielen wir am Häufigsten? Aha!
Woran liegt das? Ganz einfach: entweder, weil manche Spieler zu egoistisch sind und sich den Puck schnappen und dann sagen „Ich mach das jetzt“ und kein anderer weiß, was er nun wo zu tun hat oder der Spieler sich an der Bande dann verrennt. Und zum anderen Teil ganz einfach daran, dass die anderen vier Haiefeldspieler dann gerade wechseln gehen. Kurzum: unser ZE ist einfach mangelhaft. Wer es nicht schafft, durch gemeinsames Herausspielen in die gegnerische Zone zu kommen und den Puck dort zu behaupten und die Prioritäten falsch setzt, obwohl die Erfolge anders deutlicher sind, stellt sein Ego über das das Teams („Ich laufe trotzdem mal selbst rein“), hat einfach keine Spielideen („Ich haue den Puck einfach mal tief“ – das macht Zerressen gerne, nicht falsch verstehen, ich mag ihn als Spieler, aber nach vorne kann er wirklich nur den Puck tief spielen).
Vielleicht werden die ZE aber auch einfach nicht über Passspiel durchgeführt, weil (siehe Grund 1) dieses ja anscheinend auch nicht funktioniert. Da sieht man aber, welche Punkte sich deutlich verbessern könnten, wenn nur an einer Stellschraube gedreht werden würde.
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Grund 6: Powerplay aka Pudelplay
Eigentlich muss man zu diesem Punkt nun wirklich nichts sagen. Ich glaube, in all den Jahren seit ich Eishockeyfan bin (also von klein-auf) habe ich noch nie so ein schlechtes Powerplay gesehen von den Haien wie diese Saison. Nach zwei Dritteln der Saison kann man auch mal die Frage in den Raum werfen, die wir uns alle stellen, wieso?
Zugegeben, das Powerplay der Kölner Haie war noch nie überragend gut, keine Ahnung weshalb. Aber dieses Jahr toppt wirklich alles!
Fangen wir vorne an (und ich liebe es, hier Zahlen anzuführen): nehmen wir mal nur die Powerplays, die komplett 2 Minuten dauern oder in denen wir ein Tor machen (witzig, ich weiß). Heißt, keine Powerplays, die frühzeitig zu Ende sind wegen einer eigenen Strafe und keine, die zum 5 gegen 3 werden. Bei unserer Torausbeute kann man guten Gewissens sagen, dass die Durchschnittszeit eines Powerplays dann 1:50 Minuten beträgt). Davon verbringen die Haie rund 50% (49,7% um genau zu sein), NICHT im Drittel des Gegners. Von diesen 55 Sekunden, die die Haie nicht im Drittel des Gegners verbringen, werden sogar im Durchschnitt 33 Sekunden im eigenen Drittel verbracht (rund ein Viertel der Powerplayzeit) durch Herumstehen hinter dem Tor oder Druck des Gegners. Das muss man sich mal vorstellen! Heißt: wir brauchen zu lange, um in eine Formation zu kommen. Was kommt aber zuvor? Richtig, der ZE (siehe Grund 5). Und diese sind schlechter als in Gleichzahl. Das heißt, dass die Haie nach einem Zoneneintritt im Durchschnitt weniger lange den Puck halten können als bei Gleichzahl. Lediglich hier beim Aufbau durch Tiefspielen ist die Quote größer (52%). Alles in allem aber viel zu wenig. Unser Aufbau dauert zu lange und in der Defensive wird viel zu ruhig aufgebaut, so dass viel zu viel Zeit flöten geht.
Soweit so gut.
Gehen wir nun einfach mal davon aus, dass die Kölner Haie in der Formation stehen, dies ist im Durchschnitt rund 55 Sekunden pro Powerplay der Fall. Wie viele Schüsse auf das Tor kommen da? Im Durchschnitt 1,7 pro Powerplay. Viel zu wenig! Mannheim hat in Spitzenspielen eine Schussrate von 13 Schüssen pro 2 Minuten PP! Das ist drei Mal so viel!
Dies liegt zum einen daran, dass die Pässe immer so schlecht kommen, dass Direktabnahmen unmöglich sind, weil die falsche Schusshand bedient wird, Pässe zu lasch kommen oder zu verzögert. Dann schießen die Haie eigentlich nie direkt. Und WENN die Haie mal direkt schießen, ist der Winkel zwischen Puckflugbahn und Tor kleiner als 35 Grad, heißt, die Schüsse sind so weit außen, dass es eigentlich nie ein Tor gibt. Dann steht so selten einer konsequent vor dem Goalie, sondern meistens HINTER dem Tor (wieso?). Und zu guter Letzt: wenn das nicht so aufwändig wäre (aufwändiger als einfach Statistiken „zählen“) würde ich im Powerplay gerne mal bei den Haie-Spielen im Re-Live Bewegungskreise um die Spieler ziehen, um zu schauen, in welchem Bereich sich diese aufgehalten haben, um dann anzugeben, um wie viel Prozent sich die Spieler von ihrer Ausgangsposition (zu Beginn der Formation) wegbewegt haben. Das ist aber eine sehr lange Arbeit! Und das Ergebnis dürfte allen klar sein: wenn ein Powerplay den Begriff statisch verdient (den Center, der vor dem Tor oder hinter dem Tor oder außen circled mal ausgenommen), dann ist es das der Haie. Keine Bewegung bei den NICHT-Puckbesitzenden, nur Zuschauen und Abwarten. Dies sorgt dafür, dass für die Puckbesitzenden Spieler die Anspielstationen nur sporadisch vorhanden sind und der Gegner in Unterzahl sich praktisch nicht bewegen muss, was sowohl Kräfte spart als auch keine Überraschungen bereithält. Selbst die Powerplaytore, die wir gemacht haben, waren öfter Schüsse aus unmöglichem Winkel (Pfohl-Tor zum Beispiel), die dann irgendwie reingingen. Aber rausgespielte, direkte Schüsse, sind absolut Seltenheit, praktisch nicht vorhanden. Die Lösung: mehr Bewegung bei den vier Außenspielern (in einer Umbrellaformation), mehr direkte, harte, genaue Pässe, die Schusslanes damit auseinanderziehen, damit auch die Blueliner (*hust*) einen Direktschuss nehmen können, dem Goalie mehr die Sicht nehmen. Keine Spielchen an der Bande (Tiffels, Müller), klares, simples Puckbewegen und dann auch mal den Abschluss wagen. Meine gewünschte Powerplay-Formation: Aronson und Kindl an der Blauen, dazu Ma. Müller, Oblinger und Bast. Oblinger für das Screening, Aronson und Kindl für die Bluelinerposition und das Verteilen der Pucks, Bast als Schütze im hohen Slot und Ma. Müller für die Nachschüsse bzw. Überraschungsmomente ums Tor herum. Zweite Formation: Tiffels (ja!), Gagné, dabei Gagné passiver, einfach nur für schnelles Puckverteilen, keine Schüsse, Tiffels gerne für die One-Timer (wenn er weiter daran arbeitet, wird er ein guter Blueliner), dazu Matsumoto für die guten Pässe vor und quer zum Tor, Zill (Screener) und Akeson als Schussgewalt sowohl links als auch rechts. F. Tiffels, Hanowski würde ich gar nicht im PP bringen (auch wenn Hanowski unser „bester“ PP-Spieler ist).
Die Frage, was trainiert wird, muss man immer noch stellen und WER dafür verantwortlich ist. Diese Person/en gehören sofort entlassen. Das Wichtigste: einfach mal im PP arbeiten, sich mehr bewegen, präzisere Pässe und sich mal was trauen.
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Grund 7: Spielintelligenz
Na, da ist endlich das Wort, das auch gestern beim Nightliner von Haimspiel vorkam und was ich schon seit Wochen ankreide. Die Haie zeigen einfach keinerlei Intelligenz im Spiel. Das fängt mit den blöden Einzelaktionen an, geht über das Verlassen der eigenen Position, auch wenn schon zwei Spieler an der Bande um den Puck kämpfen, bis hin zu den Zeitpunkten und Positionen, von denen Schüss genommen bzw. nicht-genommen werden. Die Haie sollten schnellsten davon loskommen, immer zu schön spielen zu wollen (noch ein Querpass, noch ein Querpass). Ich würde das als Coach sogar verbieten. Ja, der Puck wird auch weiter hier und da hängen bleiben und Konter verursachen, aber ich behaupte, die Anzahl der Situationen, die dabei für uns zu Toren führen, wenn die Haie konsequenter in den richtigen Situationen die richtige Entscheidung treffen, wird deutlich größer sein.
Beispiel: Marcel Müller und Tiffels laufen eine 2 auf 0: was macht Marcel Müller? Schießt alleine auf den Goalie. Ich habe und werde das nicht verstehen! Das war egoistisch und einfach unclever. Bremerhaven hat es vergangene Saison in der OT vorgemacht, wie man einen Goalie da ausspielen kann. Gustaf hat damals einen Riesensave ausgepackt, aber normalerweise ist so was ein Tor und da hätte Müller mitspielen müssen, statt auf sein Tor zu gehen. Dass Stewart dann im Interview nach dem Spiel sagt, es war in Ordnung, weil Ma. Müller ja gerade einen Scoring-Streak hat und gute Hände, deswegen ist es doch gut gewesen, dass er den Schuss allein genommen hat – ich bin da vom Glauben abgefallen. Man muss ja einen Spieler in Interviews nicht kritisieren öffentlich, aber dann sage ich auch nicht, dass ich das nachvollziehen kann und in Ordnung finde. Müller HÄTTE abspielen müssen. Da gibt es keine zwei Meinungen.
Spielintelligenz umfasst aber noch mehr! Den Gegner zum richtigen Zeitpunkt zu provozieren. Man muss ein Gespür dafür haben, wann eine gegnerische Mannschaft am Boden ist oder maßlos frustriert ist und dann dort weiter ansetzen. Das machen die Haie nie (zum Beispiel in dem langweiligen Iserlohn-Spiel). Man könnte da mal demonstrieren, warum man zu Hause stark sein will, aber nein, es wird das Spielen eingestellt. Im richtigen Moment müssen die Haie auch spüren, wenn Emotionen in der Arena aufkommen und dies mitnehmen, Diskussionen führen, Gegner provozieren, Druck machen. Da wird aber meistens stupide „der Stiefel runtergespielt“.
Auch die Punkte vorher (Passpräzision, Flexibilität) gehören dazu. Wenn ich checke, dass der Gegner mittlerweile weiß, dass ich an der Bande zehn Mal „Bäumchen, wechsele Dich“ spiele, dann muss ich mir eben was Neues einfallen lassen. Stattdessen wiederholt sich das immer wieder, ohne Lerneffekt.
Ich wünschte so sehr, die Haie würden – wenn das ein Mentalproblem ist – einfach mal sagen: ok, wir sch***** darauf, wir spielen jetzt einfach schnell und direkt und wenn es Konter gibt, gibt es die eben. Ich wette, wir würden mehr das Tor treffen, weil dann endlich in 80% der Situationen geschossen wird, wo auch DIREKT und ohne Verzögerung geschossen werden muss und nur in 20% der Situationen, wo es unangebracht war. Aber vielleicht ist da auch eine Blockade, keine Ahnung.
Zum Schluss müssen Schüsse aber auch präzise kommen, zumindest auf das Tor. Leider sind unsere entweder mittig auf den Goalie (F. Tiffels sehr oft!) oder gehen am Tor vorbei.
Da sollte dringend mal an die Spielintelligenz der Spieler appelliert werden!
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Punkt 8: Fitness
Gestern das Spiel war allein schon Beispiel genug. Wie können sich Spieler wie Kindl, zum Teil sogar Gagné und Bast mit so viel Vorsprung noch den Puck abnehmen lassen im Rückwärtsgang? Zu Beginn der Saison, mit einem kleinen Hoch nach der D-Cup-Pause, und nun wieder, scheint es, als haben die Haie ein Konditionsproblem. Dies mag sicherlich auch an der ungerechten Eiszeitverteilung liegen, aber es kann dennoch nicht sein, dass in einem zweiten Drittel zu Beginn Spieler nicht mehr dem Puck hinterherkommen. Wir haben ja einen Fitnesscoach, der auch schön in die Kamera lächelt, wenn eine Doku gedreht wird und Flachsen macht mit Ma. Müller und den Spielern, aber ich frage mich immer mehr, ob das alles so Gold ist, was da glänzt. Die Playoffs kommen ja (hoffentlich) noch, aber wenn Dir Anfang Januar schon nach einem Drittel in einem vollbesetzten Kader (die Verletzungen gab es Anfang der Saison!) die Puste ausgeht, darf man den Fitnessstand gerne hinterfragen.
Die Kölner Haie laufen einfach langsamer und wie soll man auskontern, ein Spiel aufbauen, wenn keine Kraft da ist, paar Meter zu ziehen oder an der Bande die Zweikämpfe zu holen?
Der Punkt Eiszeitverteilung ist für mich keiner der zehn Gründe, weil er in mehreren Punkte mitreinspielt, so auch hier. Würde man die Eiszeit gerechter verteilen, könnte sich dieses Problem eventuell lösen. Dazu bedarf es aber einer Coachingentscheidung, die Spieler nicht überspielt. Dies ist aber bei den Haien der Fall diese Saison und ich habe Angst, dass a) die Verletzungen dadurch gegen Ende der Saison zunehmen, b) wir die Spiele, die wir vielleicht dann besser spielen, hintenraus wegen mangelnder Kondition verlieren und c) Spieler sich immer mehr benachteiligt fühlen. Ich plädiere auch für mehr Eiszeit für Ugbekile Gnyp oder Köhler. Das muss nur mal durchgezogen werden. Alles in allem weiß ich nicht, ob unsere Fitnessabteilung einen guten Job macht. Ich denke, nein.
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Punkt 9: Die Verpflichtungen
Auch ich bin einer von denen, die sich fragen, welches Netzwerk MMM haben soll? Unsere Verpflichtungen sind immer wieder ein Reinfall. Wenn ich sehe, was andere Teams aktuell noch verpflichten, frage ich mich, mit welcher „Überraschung“ MMM demnächst um die Ecke kommt.
Smith für mich absolut enttäuschend und schon gar kein (skill-technisch) Pfohl-Ersatz. Holt gute Strafen raus, ist schnell und wendig, aber das war es auch schon. Umgekehrt schon sechs oder sieben Strafen bekommen, bei fünf davon fiel ein Gegentor. Das liegt jetzt nicht an ihm, aber es ist einfach eine Statistik, die ebenso ist.
Genoway, Hanowski, Kindl, Gagné, Bast – alles absolute Enttäuschungen. MMM hat nichts, aber auch nichts gezeigt, was hier in Köln ein Transfer war, wo alle sagen: wow. Stattdessen immer nur Standardfloskeln, irgendwelche späten Einkäufe, die alle floppen. Wer glaubt, die Haie würden mit einem Neueinkauf nochmal mehr Tiefe reinbringen, irrt. Eigentlich brauchen wir zwei Neueinkäufe. Einen, der die Dinger einfach dauernd reinknipst und einer, der von der Blauen schießen kann oder der Vorbereiter vor dem Herren ist, um unsere Kreativität etwas hervorzuheben.
Witziger Funfact am Rande: auch ich habe die Doku gesehen, finde die an sich gut, aber dann gab es diese Szene, wo Mike Stewart vor dem PC sitzt und von dem tollen Eishockeynetzwerk erzählt, das für jeden Eishockeyspezialisten eine Bibel ist – und ich dachte mir: jetzt sag bitte nicht, dass er eliteprospects meint. Und dann zeigen die den Bildschirm und es ist eliteprospects. Nichts gegen die Seite, die ist wirklich richtig gut, ich mag die sehr gerne, aber ich dachte wirklich, dass in der realen Eishockeywelt, wenn von Netzwerk die Rede ist, irgendwas eigenes, geheimes, nicht-öffentliches gemeint ist.
Jetzt würde es mich auch nicht wundern, wenn MMM genau wie wir Fans auf Eliteprospects schaut, welche Spieler gerade frei sind und danach die Spielerverpflichtungen tätigt. Das würde dann schon alles sagen.
Fakt ist, dass Hanowski (der ja das A trägt!) kaum präsent ist, viel zu wenig liefert, Genoway für mich keinen Mehrwert bringt, Kindl ein absoluter Reinfall ist (+/-, irgendjemand?) und Gagné außer schnell sein, nicht wirklich viel bringt. Und Bast? Tja, soll er nach Mannheim gehen, dort wird er – wie immer – aufblühen und bei uns nicht ansatzweise zeigen, was er kann. Das Blöde ist, dass durch solche Vorveröffentlichungen bzw. Gerüchte mit Wechseln nach der Saison immer eine Unruhe auch bei den Fans geschaffen wird. Auch ich denke mir jetzt oft, dass Bast ja gedanklich wahrscheinlich schon in Mannheim ist, was wir aber gar nicht beurteilen können. Fakt ist aber, dass die Neuverpflichtungen – auch ein Matsumoto – richtig unter ihren Möglichkeiten spielen und ich da mehr erwarte. Mich wundert immer noch, dass bis auf dreißig, vierzig Leute keiner „Mahon raus“ gesungen hat, bis auf das eine Spiel? Nicht mal ein Banner gab es? Ein Trainer baut seine Mannschaft selbst oder muss mit dem umgehen, was ihm geliefert wird. Und wenn die Verpflichtungen schon nicht gut sind, kannst Du auch nicht viel machen. Unsere Scoutingabteilung ist nicht einfach schlecht - sie ist einfach nicht vorhanden. Vor Eliteprospects mich hinsetzen kann ich auch und Spieler auswählen. Und die Chance, dass da Spieler bei sind, die besser sind, ist wahrscheinlich nicht mal so klein.
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Punkt 10: Die Selbstlüge
Es ist sehr schwer zu beurteilen, da man nur die Interviews und Spiele als Maßstab nehmen kann. Aber wenn die Spieler wirklich davon reden, dass man eine Einheit ist, dass man das System verinnerlicht hat, dass man bereit sein wird, dass man Haie-Hockey spielen will, dass man nur Kleinigkeiten verändern muss – dann weiß ich nicht, ob ich das ernst nehmen kann! Das ist für mich dann eine Selbstlüge.
Wie kann man von Systemverinnerlichung sprechen, wenn auf dem Eis offensichtlich nichts zusammenpasst? Entweder das System ist per se schlecht oder die Spieler haben alles, nur nicht das System verinnerlicht.
Wie kann man vor wirklich JEDEM (WIRKLICH JEDEM!) Spiel in die Mikrofone sagen, man werde von Anfang an bereit sein oder man müsse bereit sein und dann solche Spiele abliefern? Sind das Interviewvorgaben? Ist das Resignation?
Wie kann man von „Haie-Hockey“ reden, wenn es dieses „Haie-Hockey“ nicht gibt? So einen Begriff zu prägen darf man, wenn mit diesem Begriff zu Recht etwas exorbitant Neues oder Großes geschaffen wurde. „Pavel-Groß-Hockey“ kann ich verstehen. „München-Hockey“ aka „Champion-Hockey“, „Arbeitshockey“ (was Augsburg unter Stewart gespielt hat oder Bremerhaven unter Popiesch). Aber was zur Hölle ist „Haie-Hockey“? Dieses gruselige, langweilige aneinanderreihen von Dritteln? Das schlechteste PP aller Zeiten? Die dauernden (*hust*) Fights und Emotionen im Spiel? Es gibt keine gute Haie-Ära in den vergangenen Jahren, wo man über „Haie-Hockey“ reden kann. Also was soll dieser Begriff?
Das „Kölle-Gen“? Nur, dass die Spieler meistens keine Eiszeit sehen? Pfohl ist ja auch schon wieder weg, Hospelt? Bleiben Müller, Tiffels, Tiffels? Und die jungen dürfen für jeden Fehler draußen sitzen? Geldmacherei, mehr nicht! Scheinbar wirkt es ja! Wenn die Haie volle Hallen aber dafür unansehnliche Spiele wollen, ok. Aber ich gehe wegen Eishockey in die Arena, nicht wegen Events.
Wir sind eine Einheit? Wenn Ma. Müller und Tiffels dauernd Ego-Schienen fahren? Sich Penaltys schnappen, obwohl sie einen Lauf haben und auch mal jemand, bei dem es nicht läuft, hätte den Penalty nehmen können?
Und wieso werden immer die jungen Wilden ans Mikro gestellt (Ausnahme gestern), statt einem Mo, einem Hanowski, einem Sill, die ja alle das C bzw. A tragen? Es muss mal auf den Tisch gehauen werden in Interviews oder vom Trainer. Bin gespannt, ob es überhaupt Pfiffe geben wird, wenn die Haie morgen wieder langweiliges, schlechtes Eishockey spielen. Wenn, dann wahrscheinlich nur zehn Sekunden lang.
Wenn die Haie ehrlich zu sich selbst wären, würden sie Spieler auf die Tribüne setzen, würden sagen, wie scheiße sie spielen und wie unansehnlich die Spiele sind. Drei Punkte sind schön und gut (wenn die mal auftreten), aber Spiele müssen auch was bieten. Eine Saison mit Aus im VF, einer super Hinrunde aber langweiligen Spielen ist schlechter als Aus im VF mit weniger Punkten, dafür guten emotionalen Teamleistungen. Aber diese Mannschaft hat keine Leidenschaft, keine Kondition, keine Skills, ein zu großes Ego in einigen Personen und so viele Baustellen, dass wir zehn LED-Banden als Argumentation bräuchten, um die Zuschauerzahlen zu erklären.
Wer sich selbst – vorausgesetzt, alle glauben auch wirklich an das, was sie sagen – so belügt, wird keinen Erfolg haben in den Spielen!
intersection
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Re: Eine (mathematisch-angehauchte) Analyse

Beitrag von intersection »

So, das war es. Mir hat es gut getan, bisschen Dampf abzulassen, denn die Spiele frustrieren mich so sehr und dabei zahlt man so viel Geld. Ich stehe jedes Spiel in der Arena und langweile mich wie verrückt. Die Zeit könnte ich anderweitig verbringen - will ich nicht, weil ich die Haie liebe - aber hinterher frage ich mich, ob ich eigentich bescheuert bin, immer noch zu jedem Spiel zu gehen?!

Danke für das Lesen! Das sind einfach meine Gedanken, kein Anspruch auf Richtigkeit.
Doug Berry
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Re: Eine (mathematisch-angehauchte) Analyse

Beitrag von Doug Berry »

@intersection

Danke und Chapeau!!!
iiivan
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Re: Eine (mathematisch-angehauchte) Analyse

Beitrag von iiivan »

Passpräzision, Zuteilungen, Flexibilität, Powerplay: schon für die Punkte ist Spielintelligenz (eigener Punkt) dringend von Nöten. Für Zuteilungen und Powerplay ist Disziplin (im Sinne von Systemtreue) wichtig. Emotionen? Ich denke eine emotionale Bindung bzw. eine gewisse Affinität zum Club sind da wohl eine wichtige Voraussetzung.
So, welchen Spielertyp braucht man demnach. Einen technisch versierten, spielintelligenten Spieler, der seinen ihm zugedachten Job solide macht. Ein Teamspieler, der durch seine Verbundenheit mit dem Club auch emotional engagiert ist.
In der letzten Saison hat das Team durch Zusammenhalt und weil nahezu jeder im Sinne des Teamerfolgs gedacht und gehandelt hat, das Halbfinale erreicht. Diese Saison muss sich in den angesprochenen Punkten noch sehr viel ändern, bevor dieser Erfolg wiederholt werden kann.
Ich wünsche dazu viel Glück.
IceDragon67
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Re: Eine (mathematisch-angehauchte) Analyse

Beitrag von IceDragon67 »

Ja, super aufgeführt! Wie immer von intersection!

Das sind eigentlich alles Punkte, die man ganz genau so mal beim Stammtisch vorbringen müsste. Es wird ja hoffentlich nicht so sein, dass niemand im Verein diese Dinge erkennt.
Zauberer
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Re: Eine (mathematisch-angehauchte) Analyse

Beitrag von Zauberer »

Super Beiträge! Sollte man mal ausdrucken und Luther-like an die Tür der KA2 nageln!
harkonnon
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Re: Eine (mathematisch-angehauchte) Analyse

Beitrag von harkonnon »

Wow ich verleihe das goldene Fleißkärtchen

Allein die Aussage "ich habe mir ALLE Haie Spiele noch mal komplett angeschaut" nötigt mir tiefsten Respekt ab.
Und dabei noch (nehme ich jedenfalls auf Grund der Details in den einzelnen Punkten an) Statistik mitgeführt.
Das ist in guten Jahren schon harte Kost, dieses Jahr .... ein Wunder das du nicht depressiv geworden bist.

Ich bin ja bekennender Fernsehteilnehmer an den Spielen von daher brennt es bei mir nicht ganz so übel im Portemonnaie oder im verschwendete Lebenszeit Konto (An und Abreise entfällt) aber diese Saison habe ich schon häufiger mal drüber nachgedacht bei welchen Anlässen mit ca 2 Stunden Dauer ich weniger Erkenntnis und Unterhaltungswert (Und das regelmässig 2 bis 3x die Woche) hätte.

Da fällt mir eigentlich nur Mathe Leistungskurs Algebra Kurvendiskussion ein.
Hörte sich im Prinzip anfangs auch spannend an, war aber dann in Punkto trocken, langweilig und unter dem Strich wofür bislang der Tiefpunkt meiner ohnehin schon nervigen Schulzeit.

Die Parallelen zu den Haie Spielen ---- Auch hier geht es um eindeutig berechenbare Kurvenläufe in imaginären dreidimensionalen Räumen :mrgreen:

Zum Punkt Selbstlüge möchte ich noch hinzufügen
Das dieser Virus in der Haie Kabine grassiert und für jeden Neuzugang äusserst ansteckend ist wissen wir Alle.
Aber Stewart als Trainer der auf der Bank oft wirkt als müsste er alle Kraft aufwenden das im sein Überdruckventil nicht platzt ist dann in seinen öffentlichen Aussagen so glatt angepasst um nicht zu sagen ins Haie Leben integriert das auch er ständig solche wachsweiche Selbstlügen in Dauerschleife raushaut

Als Beispiel hier nur mal seine Lieblingsfloskel vom heissesten Team nach dem Deutschland Cup bis Weihnachten

Ich lasse hierbei sogar vollkommen ausser Betracht das die Haie in der Zeit keine Ausfälle hätten und München, Mannheim diverse Spieler für den DEB abstellen mussten und auch noch diverse Leistungsträger verletzt hätten und längere Zeit mit nur 3 Reihen oder dem 3. Torwart Spielen mussten. Ähnlich verletzungs geplagt Straubing die sogar das lebende Phlegma und Luxussternchen Schütz aus Not nachverpflichtet haben

Aber wenn du von Mitte November bis Weihnachten als Gegnerfolge
@Schwenningen,Straubing,@Wolfsburg,Krefeld,@Dorf,Iserlohn,@Berlin,@Augsburg,Ingolstadt,@Iserlohn,Schwenningen,Bremerhaven und @Wolfsburg hast wann sonst solltest du noch heftig Punkten ?
Da sind allein mit 5 Spielen gegen die 3 Kellerkinder jede Menge Pflicht 3er dabei und noch 5 weitere gegen Teams die sich ständig am Strich um Platz 10 der Tabelle bewegen

Und diese Phase führt Stewart jetzt bei jeder Gelegenheit als Beleg für die eigene Leistungsfähigkeit an ?
Alter das sind Punkte die jedes Team mit Top 6 Ambitionen auch holt nur eben zu anderen Terminen und nicht in dieser gedrängten Sequenz


Unter dem Strich kann man eigentlich Alles was passiert oder nicht passiert auf diese Art der Selbstlüge zurückführen und zwar nicht nur im Team, im Verein sondern auch hier in Fankreisen als just in dieser Phase rumphantasiert wurde wie toll doch die Entwicklung des Teams ist und wie nahe man jetzt schon an Mannheim und München dran ist.

Kurz sich selbst belügen ist weit verbreitet im Kölner Umfeld
I don't know how many Years I have left. But I push for Deutsch Meister werden !

Mike Connolly 6.11.2022
IceDragon67
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Re: Eine (mathematisch-angehauchte) Analyse

Beitrag von IceDragon67 »

Zauberer hat geschrieben: 11.01.2020, 17:32 Super Beiträge! Sollte man mal ausdrucken und Luther-like an die Tür der KA2 nageln!
Nur machen tut es keiner, obwohl es sehr einfach wäre.
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Re: Eine (mathematisch-angehauchte) Analyse

Beitrag von Cojonia »

Danke für diese überaus gute und zutreffende Analyse. Besser hätte man es nicht beschreiben können. Und hat nich PW hier auch einen Account hier ? :D Kann er ja mal mehrmals ausdrucken und jedem Spieler und den Coaches außer Oblinger, Sill, Dumont und den beiden Torhütern als Pflichtlektüre in die Hand drücken.

Zum Thema eliteprospekt. Hab ich mir in dem Moment auch gedacht, aber ich glaube er meinte mit „Netzwerk“ eher das Netzwerk im Bezug auf das Internet, und informiert sich da, weils ihn interessiert... hab ich da jedenfalls so rausgehört und es so interpretiert
2 Monate vor der letzten Meisterschaft geboren, also an mir liegts nicht :D
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