DEL - eine Weichei-Liga???

Über den Tellerrand: Wie schaut es bei unseren Konkurrenten aus?
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the boss
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DEL - eine Weichei-Liga???

Beitrag von the boss »

auf sport1.de ist ein interessanter artikel zu finden, der ein problem des deutschen Eishockey in meinen augen zu 100% trifft
sport1.de hat geschrieben:Die Deutsche Eishockey-Liga leidet unter Zuschauerschwund. Viele Experten sehen den Grund im fehlenden Abstieg und dem ständig wechselnden Meisterschaftsmodus. sportal.de hat noch einen ganz anderen Grund ausgemacht: Den Spielen der DEL fehlt Leidenschaft und Emotion.
weiterlesen hier

sehr guter artikel :!:

dazu das interview mit Rob Leask hier
Ultras aus der Kurve - Damit die Kurve lebt!!!!

Das Märchen von der „Stimmung“ durch die Ultras
Harti
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Re: DEL - eine Weichei-Liga???

Beitrag von Harti »

Natürlich entspricht der Artikel der Wahrheit. Lediglich die Ursachenforschung kommt zu kurz! M.E. ist es nicht nur die von der DEL verordnete Null-Toleranz, sondern auch die Ambivalenz der Zuschauer, die den Sport in Deutschland zu dem gemacht hat, was er ist: einerseits fordern die Zuschauer harten Sport, andererseits werden die Schiedsrichter in viel zu vielen Stadien sofort gnadenlos ausgepfiffen, wenn sie einen harten aber offensichtlich fairen Check der Gast- gegen die Heimmannschaft (zu Recht) nicht ahnden. Ob das Publikum des jeweiligen Vereins (ich denke ich muss hier keine Namen nennen*) schlicht nicht sachverständig ist oder bewusst so handelt spielt dabei keine Rolle. Der Schiedsrichter steht damit aber oft vor der Wahl, nach den Regeln zu pfeifen und eine aggressive Stimmung mit all seinen Nachwirkungen in Kauf zu nehmen, oder sich dem anzupassen, kleinlich zu pfeifen und dafür einen ruhigen Abend bzw. Nachmittag verleben zu dürfen.

Es sind also nicht nur die Spieler, die sich den Schiedsrichern anpassen, sondern auch und insbesondere die Schiedsrichter, die sich dem Publikum anpassen. Im Artikel wird das Problem zur Hälfte beschrieben: in der NHL gibt es für einen fairen Check Standing Ovations für den Spieler. In der DEL gibt es (nicht überall - aber viel zu oft) ein Pfeifkonzert gegen den Schiedsrichter.

Ergo: erst mal an die eigene Nase packen und dann mit dem Finger auf andere zeigen.


* Ihr seid nicht gemeint.
armut$zeugni$
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Re: DEL - eine Weichei-Liga???

Beitrag von armut$zeugni$ »

Artikel hat geschrieben:Durch die oftmals (zu) kleinliche Regelauslegung in allen Bereichen des Spiels werden die Akteure auf dem Eis vorsichtiger, ziehen öfter zurück, gehen aus Angst vor Strafen nicht mit voller Kraft in jeden Zweikampf. So verliert die Kontaktsportart Eishockey schnell an Intensität. Und damit an Emotion und Leidenschaft..
Für diesen Abschnitt des Artikels könnte ich den Autor (nicht wörtlich) schlagen. Falscher und weiter an der Realität vorbei geht es nämlich kaum. Die Regeln werden nicht zu kleinlich angewandt, sie werden einerseits zu inkonsequent (technische Fouls, die der sog. "Nulltoleranz" unterliegen sollten), andererseits falsch (Unterscheidung saubere/unfaire Checks) angewandt.
Ich stelle mich 180° gegen die Behauptung, die Regeln würden zu kleinlich ausgelegt. Das Gegenteil ist der Fall. Haken, Halten und Behinderung werden nach wie vor nicht ansatzweise häufig genug abgepfiffen. Diese Fouls (!) sind nicht zu tolerieren. Das Problem ist, dass sie weiter und immer weiter begangen werden, weil die Spieler seitens der Offiziellen nicht genug in die Pflicht genommen werden, es sein zu lassen - nämlich durch absolut rigorose Anwendung der Regeln. Die Emotionen, die Haken und Halten verursacht, sind falsche Emotionen, denn lässt man diese Aktionen laufen, sprechen wir hier nicht mehr von Eishockey. Man könnte ebenso gut fordern, man solle im Fußball halt laufen lassen, wenn ein Spieler den Ball mit der Hand mitnimmt; schließlich erzeugt das beim Gegner dann auch so tolle Emotionen, wenn der Schiedsrichter diesen Regelverstoß nicht ahndet.
Die Behauptung, Spieler agierten auf dem Eish vorsichtiger und zögen zurück, weil Haken und Halten abgepfiffen werden, ist auch an Sinn kaum zu unterbieten. Ein Spieler, der nicht in der Lage ist, einen anderen Spieler ohne Halten oder Haken zu stellen, gehört in keine professionelle Liga. Auf der anderen Seite ist es eben genau der Zweck, dass er vorsichtiger ist - nämlich mit seinem Stock und seinen Armen, denn deren Einsatz gegen den Gegner sind eben nicht erlaubt und sollen es auch nicht sein, nur weil Spieler zu ungeschickt seien, sich den Regeln anzupassen. Aber hier liegt einfach eine Fehlinterpretation dessen vor, was auf dem Eis passiert: die Spieler sind (in der Masse) nicht zu dumm oder ungeschickt, das Haken und Halten einfach sein zu lassen. Die Realität ist, dass durch die eben nicht ausreichend kleinliche Auslegung ein Haken oder Halten eben nach wie vor nicht jedes Mal gepfiffen wird. Jeder Spieler, der sich gegen die Regeln verhält und hakt und hält und behindert, hat in der DEL nach wie vor in den meisten Situationen einen Vorteil. Gut, in einem von fünf Fällen geht er dann nun auf die Strafbank - es rentiert sich immer noch. Hier und genau hier liegt das Problem. Da täte auch der Blick in die NHL gut, denn hier sehen wir, wie Nulltoleranz funktionieren kann. Ein verteidigender Spieler hebt den eigenen Stock, so dass er horizontal am Gegner ist = 2 Strafminuten. Bei einem Zweikampf an der Bande nimmt der verteidigende Spieler eine Hand vom Schläger und legt sie um den Gegner = 2 Minuten. Jedes und jedes und jedes noch so verdammte Mal. Dann, und genau und erst dann, macht es für die Spieler erst Sinn, umzudenken. (Und wenn ich eine halbe Saison lang keine 60 Sekunden lang 5 gegen 5 Hockey sehen würde, weil ständig Leute rausgeschickt werden - das ist der Einzige Weg.) In dieser Liga rentieren sich diese Fouls nach wie vor, deshalb werden sie begangen.

Die Schlussfolgerung Nulltoleranz => emotionslose Spiele ist daher absolut verfehlt. Nulltoleranz ist eigentlich in sich schon ein absolutes Unwort. Was sagt es denn aus? Das Haken und Halten nun wirklich immer gepfiffen werden (sollen). Großartig. Interessant, dass es diese Vorschriften schon immer im Regelbuch gab. Nulltoleranz ist eine nette Umschreibung, ein schöner Euphemismus dafür, den Schaden zu beseitigen, den Schiedsrichter jahrzehntelang dem Sport zugefügt haben. Natürlich gibt es hierzulande dann häufig Spiele, bei denen beide Mannschaften Paraden auf die Strafbänke fahren. Liegt daran, dass viele Schiedsrichter es eben tatsächlich immer noch nicht verstanden haben, dass die Regeln für Haken und Halten tatsächlich zu jeder Sekunde des Spiels gelten. Was bringt eine Anweisung, es jedes Mal abzupfeifen, wenn die Spieler merken, dass es früher vielleicht jedes 10. Mal gepfiffen wurde, jetzt aber immer noch nur jedes fünfte Mal? Nichts, solange es den Spielern nicht klar werden muss, dass er für zwei Minuten auf die Strafbank geht, wenn er auch nur einen Arm vom Schläger nimmt und den Gegner noch so leicht hält. Es fehlt hier an Konsequenz, die verhindert, dass ein Lerneffekt bei den Spielern stattfindet. Bei der derzeitigen Alibi-Nulltoleranz ist halt nach wie vor jeder Spieler im Vorteil, der hakt und hält, so gut er eben kann.

Was die harten Checks angeht, hat der Autor sicher Recht; dieses Problem ist da und es ist alt. Insofern muss man der Konklusion des Artikels zustimmen, nur der Weg über die Nulltoleranz ist für mich der grob falsche.
armut$zeugni$
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Re: DEL - eine Weichei-Liga???

Beitrag von armut$zeugni$ »

Harti hat geschrieben:Einerseits fordern die Zuschauer harten Sport, andererseits werden die Schiedsrichter in viel zu vielen Stadien sofort gnadenlos ausgepfiffen, wenn sie einen harten aber offensichtlich fairen Check der Gast- gegen die Heimmannschaft (zu Recht) nicht ahnden. Ob das Publikum des jeweiligen Vereins (ich denke ich muss hier keine Namen nennen*) schlicht nicht sachverständig ist oder bewusst so handelt spielt dabei keine Rolle. Der Schiedsrichter steht damit aber oft vor der Wahl, nach den Regeln zu pfeifen und eine aggressive Stimmung mit all seinen Nachwirkungen in Kauf zu nehmen, oder sich dem anzupassen, kleinlich zu pfeifen und dafür einen ruhigen Abend bzw. Nachmittag verleben zu dürfen.
Vorsicht - hier müssen wir exakt bleiben, auch wenn es jetzt etwas haarspalterisch von mir rüberkommt. ;) Du hast in dem Szenario, von dem ich verstehe, was Du beschreibst und dem grundsätzlichen Gedanken zustimmen kann, eine entweder/oder Konstellation eingebaut, wobei die Optionen von mir hervorgehoben wurden. Ich habe mit den Varianten ein Problem; genau genommen mit der Verwendung des Wortes kleinlich. Für mich kann das kein entweder/oder sein, denn eine kleinliche Regelauslegung ist immer noch eine Auslegung im Rahmen der Regeln und als solche perse nicht falsch. Ein kleinlicher Schiedsrichter pfeift nie gegen die Regeln, das ist wichtig. Ein Schiedsrichter, der einen harten, aber fairen Check abpfeift (aus welchen Gründen auch immer), pfeift eben nicht kleinlich, sondern schlichtweg falsch. Das ist ein himmelweiter Unterschied, den ich hier nur nochmal herausarbeiten wollte...
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Re: DEL - eine Weichei-Liga???

Beitrag von Philanthrop »

Da ja nun schon etwas abgearbeitet wurde, kann ich noch einige Punkte hinzufügen, die aus meiner Sicht dafür sorgen, dass dieser Artikel sehr gut, sondern ziemlich schlecht und unausgereift ist.
sportal.de hat geschrieben:„Es war schon immer so, dass die Schiedsrichter in Deutschland bei einem harten Check meistens eine Strafe geben, egal ob er sauber war oder nicht", bestätigt auch Rob Leask (37), seit fast 13 Jahren in der DEL als Verteidiger aktiv, im Interview mit sportal.de.
Vielleicht hätte sich der Autor vorher entscheiden sollen, was er eigentlich will. Wenn schon seit jeher die deutschen Schiedsrichter nicht in der Lage seien, Checks richtig zu beurteilen, warum sollte dies dann gerade jetzt dazu führen, dass das Spiel unattraktiver wird? Überdies ist diese Saison die Spielzeit, in der in den letzten Jahren die wenigsten Strafminuten gesammelt wurden, was der Einschätzung des Autors ebenfalls diametral entgegenläuft und darauf hindeutet, dass es mittlerweile eher Full Tolerance gibt und gerade Stockfouls viel zu selten gepfiffen werden, worunter dann die Attraktivität der Spiele leidet.

Im Übrigen haben derartige Strafzeiten nichts, aber auch rein gar nichts mit Einsatz, Kampf oder Leidenschaft zu tun. Oder was sollte daran leidenschaftlich sein, wenn man bei jeder Gelegenheit seinen Gegner mit dem Schläger traktiert? Dies zeigt lediglich die beschränkten Möglichkeiten. Einsatz, Kampf und Leidenschaft äußern sich in Laufbereitschaft, in der Bereitschaft, in Zweikämpfe zu gehen, gerade an der Bande, in der Bereitschaft vor das Tor zu gehen, wo es weh tut und so weiter und so fort, aber angebliche Strafzeiten und Regelauslegungen können doch nicht ernsthaft als Indikator für solche Attribute herangezogen werden.

Weiterhin schreibt die Regel für Checks nicht nur vor, dass diese mit angelegter Schulter und den Füßen auf dem Eis ausgeführt werden sollen, noch eine ganze Menge mehr. Der Spieler darf nicht heftig gegen die Bande geworfen werden, auch wenn dies mit angelegter Schulter und den Füßen auf dem Eis geschieht (Regel 520), man darf nur begrenzt Anlauf nehmen (522), der Check darf nicht von hinten kommen (523), der Check darf nicht mit dem Stock ausgeführt werden (525), es darf nicht mit dem Ellbogen gecheckt werden (526), es darf nicht mit dem Knie gecheckt werden (536) und der Check darf nicht in Richtung von Kopf und Nacken ausgeführt werden (540). Gerade 520 und 540 sind relativ weitreichende Regelungen, die ziemlich viele Checks bestrafenswürdig machen, die der Autor und viele Fans vielleicht mit einem gelungenen Check assoziieren würden. Aber ein Blick in die Regeln könnte hier vielmals helfen, um eine bessere Einordnung von Checks zu gewährleisten. Vielleicht käme man dann sogar zu dem Resultat, dass das Problem gar nicht nur in der Bewertung durch den Schiedsrichter liegt, sondern in der Definition, was überhaupt ein fairer Check ist - wofür die Bedingungen IIHF-weit äußerst eng gesetzt sind.

Schwachsinnig ist überdies der Vergleich von Karahlahtis Strafzeiten in der DEL und in der NHL. Nicht nur, dass die regulatorische Bewertung von Checks in der NHL eine vollkommen andere ist, auch die Bestrafung ist vollkommen anders geregelt. Karahlahtis hat dreimal 10-Minuten-Strafen zu Checks gegen Kopf und Nacken bzw. Checks von hinten (2) bekommen. Hier lässt das Regelbuch gar keine andere Wahl, wohingegen es derartige Strafenkonstrukte in der NHL überhaupt nicht gibt. Weiterhin hat er in einem dieser Spiele eine zweite Disziplinarstrafe erhalten, so dass alleine dort 36 Minuten zu Buche stehen. Was hingegen Sinn machen würde, wäre ein Vergleich mit seinen Jahren in Finnland, wo dieselben Regeln angewendet werden. Und hier ist eben kein Unterschied festzustellen, der signifikant größer wäre als der Unterschied zwischen seinen einzelnen Spielzeiten in Helsinki nach seiner Rückkehr aus der NHL. Aber wer Checks aus europäischen Ligen und der NHL vergleichen will, hat nichts, aber auch gar nichts verstanden.
stephane22
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Re: DEL - eine Weichei-Liga???

Beitrag von stephane22 »

Und wieder wird der Blödsinn Auf- und Abstieg diskutiert als hinge davon alles aber auch wirklich alles ab. Abstieg ist für die Leute uninteressant, schaut Euch die Fußball Bundesliga an, da kommen auch bei den Kandidaten keine Massen in die Stadien.

Und, wenn es um die vordersten Tabellenplätze geht interessiert das auch keinen. Hannover hat nach 22 Heimspielen gerade mal einen Schnitt von 5.134. Zuschauern (Quelle: http://www.pointstreak.com/stats/pro/at ... sonid=2976. Hier wäre eine Ursachenforschung mal intessant. Schlappe 5.134 Zuschauer im Durchschnitt trotz sportlicher Toppleistung. :shock: Da hat selbst der Tabellenvorletzte mehr als das doppelte an Zuschauern im Durchschnitt. Trotz guter sportlicher Leistung in D'dorf, auch nur ein schwacher Schnitt von 6.107. Die hängen wohl immer noch an der Brehmstraße. ;)

Zu den Strafen haben Philantrop und armut$zeugni$ schon das wesentliche gesagt. Sehr schöne Analysen! Nur noch so am Rande: Kleinlich kann ich nur pfeifen, wenn der SR bei der Regelauslegung einen Ermessensspielraum hat und diesen entsprechend auslegt. Bei Halten/Haken etc. gibt es diesen nicht, also kann ich auch nicht klreinlich pfeifen, sondern nur richtig oder falsch.
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Re: DEL - eine Weichei-Liga???

Beitrag von Harti »

armut$zeugni$ hat geschrieben:
Harti hat geschrieben:Einerseits fordern die Zuschauer harten Sport, andererseits werden die Schiedsrichter in viel zu vielen Stadien sofort gnadenlos ausgepfiffen, wenn sie einen harten aber offensichtlich fairen Check der Gast- gegen die Heimmannschaft (zu Recht) nicht ahnden. Ob das Publikum des jeweiligen Vereins (ich denke ich muss hier keine Namen nennen*) schlicht nicht sachverständig ist oder bewusst so handelt spielt dabei keine Rolle. Der Schiedsrichter steht damit aber oft vor der Wahl, nach den Regeln zu pfeifen und eine aggressive Stimmung mit all seinen Nachwirkungen in Kauf zu nehmen, oder sich dem anzupassen, kleinlich zu pfeifen und dafür einen ruhigen Abend bzw. Nachmittag verleben zu dürfen.
Vorsicht - hier müssen wir exakt bleiben, auch wenn es jetzt etwas haarspalterisch von mir rüberkommt. ;) Du hast in dem Szenario, von dem ich verstehe, was Du beschreibst und dem grundsätzlichen Gedanken zustimmen kann, eine entweder/oder Konstellation eingebaut, wobei die Optionen von mir hervorgehoben wurden. Ich habe mit den Varianten ein Problem; genau genommen mit der Verwendung des Wortes kleinlich. Für mich kann das kein entweder/oder sein, denn eine kleinliche Regelauslegung ist immer noch eine Auslegung im Rahmen der Regeln und als solche perse nicht falsch. Ein kleinlicher Schiedsrichter pfeift nie gegen die Regeln, das ist wichtig. Ein Schiedsrichter, der einen harten, aber fairen Check abpfeift (aus welchen Gründen auch immer), pfeift eben nicht kleinlich, sondern schlichtweg falsch. Das ist ein himmelweiter Unterschied, den ich hier nur nochmal herausarbeiten wollte...
Einverstanden! Ich formuliere um: entweder der Schiedsrichter pfeift regelkonform und wird dadurch zum Buhmann, oder er legt die Regeln so aus, dass er mit dem geringsten Widerstand durch das Spiel kommt, indem er jeden Körpereinsatz unterbindet und von Eyyyyy-Rufen verschont bleibt. Der Punkt bleibt natürlich der gleiche: in manchen Stadien frage ich mich tatsächlich, warum die Heimfans nicht lieber zum Volleyball gehen...
millencolin
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Re: DEL - eine Weichei-Liga???

Beitrag von millencolin »

Harti hat geschrieben:
Einverstanden! Ich formuliere um: entweder der Schiedsrichter pfeift regelkonform und wird dadurch zum Buhmann, oder er legt die Regeln so aus, dass er mit dem geringsten Widerstand durch das Spiel kommt, indem er jeden Körpereinsatz unterbindet und von Eyyyyy-Rufen verschont bleibt. Der Punkt bleibt natürlich der gleiche: in manchen Stadien frage ich mich tatsächlich, warum die Heimfans nicht lieber zum Volleyball gehen...
Das hat weder was mit nicht vorhandenem Eishockeysachverstand oder emoionaler Überreaktion zu tun und die Schiris sind da nicht ganz unschuldig. Wie oft gibt es denn Strafen auf zuruf, die oft keine sind? Da muss man sich nicht wundern, wenn oft geschrien wird. Gut, was in Nürnberg, Frankfut und in der Süd manchmal abgeht ist dann was extrem, aber grundsätzlich zählt das neben anfeuern zu den Sachen die man als Fan machen kann. Und solang die Jungs da vieles auf Zuruf machen, wird sich da nichts ändern.
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Re: DEL - eine Weichei-Liga???

Beitrag von harkonnon »

abgesehen von allen passenden oder unpassenden Vergleichen.

der entscheidende Satz in dem Artikel ist dieser

Die NHL-Referees haben ein ganz anderes Selbstverständnis. Sie sehen sich als Teil des Spiels und versuchen, den Fans zusammen mit den aktiven Akteuren ein gutes und ansehnliches Eishockeyspiel zu präsentieren.

Ihr Hauptaugenmerk liegt auf einer ruhigen und unauffälligen Leitung der Partie, während sich ein Großteil ihrer deutschen Kollegen oftmals eher in der Rolle des „Strafrichters" gefallen.


Hier liegt die Krux natürlich auch im für alle geneigten Beobachter des Sportes eher undurchsichtigen Intrigendschungel des ganzen Schiedsrichtersystems.

Man (Schiedsrichter, Linesman) will hoch- bzw nicht heruntergestuft werden und den Platz an der Sonne halten. Kritik kommt aus der Fanszene sowieso, also pfeift man nicht im Sinne des Spieles sondern im Sinne der Entscheidungsträger für die Einstufung.

Welche Personen sind das über die Jahre gewesen ?
Ein gewisser Herr Kompalla der schon immer eine eigenwillige Auslegung der Rolle des Schiedsrichterdasiens hatte.
Viele jüngere Fans haben ihn sicher nicht mehr pfeifen sehen, deswegen eine kurze (natürlich subjektive) Beschreibung.
Er war durchaus ein sehr kompetenter Schiedsrichter, wenn er wollte. Leider konnte er sein riesiges Ego nicht mit der Rolle des "unauffälligen" Spielleiters in Einklang bringen und hat deshalb (nicht immer, aber sehr oft) mit Entscheidungen oder Nicht-entscheidungen eine "unfreundliche" Atmosphäre auf dem Eis erzeugt. Solche "Hass"spiele hat er aber dann auch immer sehr dominant und auffällig geleitet (inkl Handgreiflichkeiten gegen Spieler bei Gerangeln). Jahrelang hat er so seinen Ruf als Feuerwehrmann bei besonders kritischen Paarungen immer wieder erneuern können.
Er hat auch jahrelang die Ausbildung der Schiedsrichter in NRW und teilweise auch im DEB durchgeführt und so auch durch Protektion einzelner (Herr Schütz ist zb verschwippschwägert) das Bild des unnahbaren arroganten Schiedsrichters kultiviert.
Im Moment ist der Lehrbeauftragte unser allseits noch bekannter Herr Müller.
Seine unglaubliche Kritikresistenz ist spätestens seitdem Phantomtor in den Playoffs 2002 gegen Kassel nicht nur allen Haiefans bekannt, als ihm die Premiere Zeitlupe in aller Deutlichkeit seinen Fehler im Interview nach dem Spiel dargelegt hat und nur zur Antwort bekam. " Ich pfeife seit 20 Jahren, ich weiss besser wovon ich rede !"
Jetzt ist er der Lehrbeauftragte des deutschen Schiedsrichterwesens.

Woher soll also der Dienstleistungsgedanke am Sport bei den Schiedsrichtern kommen, wenn man schon in der Ausbildung auf solche Weise indoktriniert wird.

Es gab und gibt sicher Schiedsrichter die den Gedanken der Dienstleistung am Spiel gelebt haben (Bernd Schnieder und Wolfgang Hellwig sind 2 sehr gute Beispiele aus dem Kreise der Heads, jeder der schon mal ein Spiel unter ihrer Leitung gespielt hat, kann dies sicher auch bestätigen), leider ist es natürlich auch so das auch sie nicht fehlerfrei sind und sie im Gegensatz zu dem Prototyp "Arroganter" Schiedsrichter eben auch persönlich mehr unter ihren Fehlern leiden und was nicht zu vernachlässigen ist, zu leiden haben oder hatten.
I don't know how many Years I have left. But I push for Deutsch Meister werden !

Mike Connolly 6.11.2022
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Re: DEL - eine Weichei-Liga???

Beitrag von Harti »

@ harkonnon:

Ebenfalls eine sehr treffende Analyse! Insbesondere das Beispiel Schnieder ist hier sehr gut am Platz: es gab selten Schiedsrichter, die so unauffällig waren, dennoch allgemein respektiert wurden. Nicht umsonst war er Serien-Schiedsrichter des Jahres. Müller ist so einer, der zwar grundsätzlich ein guter Schiedsrichter sein konnte, dafür aber Fehler produzierte, die man nicht mal eben so abtun darf. Für Euch ist es das Phantomtor, für uns ist es die nicht geahndete Attacke von Evtuscevski gegen de Raaf im VF 1995.

Jetzt aber die Gretchenfrage: wie kommt man da wieder raus? Durch verordnete Regelauslegung seitens der DEL? Wird so einfach nicht sein. Zumal man mit den Zuschauern nunmal klarkommen muss, wie sie sind. Wenn man etwas verändern will, dann kann es nur über Möhrchen gehen, die an der Angel vor einem aufgehängt werden. Am besten jedes Spielvideo an eine amerikanische Sportuni schicken, wo ein paar Studenten sitzen und durch Analyse der Spiele (Minus-)Punkte für jede Schiedsrichterentscheidung verteilen. Ja mehr Punkte, desto besseres Gehalt. So eine Liste muss ja auch nicht veröffentlicht werden. Dann - und nur dann - hat der Schiedsrichter einen Anreiz, so zu pfeifen, wie die Regeln es wollen - und nicht, wie es ihm gerade in den Kram passt.
Fishmasta
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Re: DEL - eine Weichei-Liga???

Beitrag von Fishmasta »

stimmt!

ohne abstieg haben die teams keine wirkliche gefahr im rücken
und der ständige wechsel des spielmodus nervt wohl so zimlich jeden!
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