Interview mit Gernot Tripcke

Über den Tellerrand: Wie schaut es bei unseren Konkurrenten aus?
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Henrike
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Interview mit Gernot Tripcke

Beitrag von Henrike »

Die Aktion "Spieltag 58" steht vor der Tür. Die Fans wünschen sich richtiges Eishockey in die deutschen Hallen zurück. Haimspiel.de traf DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke, um über einige der Kritikpunkte sowie die Aktion an sich zu sprechen.
" (...)Es gab eine Tagung mit allen sportlichen Leitern der DEL und den Schiedsrichter-Beauftragten. Ich habe erwartet, dass die Schiedsrichter sich da fünf Stunden lang Vorwürfe anhören müssen. Gesagt wurde dann aber von den sportlichen Leitern nur: „War alles super bis Mitte Dezember. Seit die Dienstagsspiele angefangen haben merken wir, dass die Schiedsrichter ein bisschen ausgelaugt sind, weil halt viele von denen noch Amateure sind. Wenn man einen Job hat und dann noch zwei Spiele die Woche pfeifen muss, dann leidet die Konzentration darunter." An der Stelle war die Diskussion dann vorbei.
Über ein anderes Thema haben wir dann aber noch gesprochen. Fighting bzw. Prügeleien, was allerdings auch Checks betrifft. Wir haben seit irgendwann in den 90ern in Deutschland eine Sonderregel, dass eine Spieldauer eine automatische Sperre nach sich zieht. Da schreckt natürlich bei einem Fight oder einem harten Check der ein oder andere Spieler auch davor zurück, weil er diese automatische Sperre im Hinterkopf hat. Checke ich jemanden hart und der blutet, ist es im Zweifelsfall Verletzungsfolge, und ich verliere zusätzlich noch ein Spiel.
Es ist angedacht, dass man im Sommer die Gesellschafter beschließen lassen will, dass diese automatischen Sperren aufgehoben werden, was die ganze Thematik von Faustkämpfen auch ein bisschen entspannen würde. Selbst wenn dann eine Spieldauer gegeben wird, würde das keine Sperre fürs nächste Spiel bedeuten. Das könnte ein bisschen den Druck von den Schiedsrichtern und auch von den Spielern nehmen. Im Moment hat man die Diskussionen, es steht zwar im Regelbuch Spieldauer, aber gib doch bitte trotzdem nur 4+10. Das klappt mal, und mal klappt es nicht.
Da ist noch einiges im Fluss, was wir in den letzten Jahren angefangen haben. Zum Beispiel auch, dass sich die Linesmen entsprechend verhalten, wenn wirklich zwei Spieler isoliert in einen Fight verwickelt sind, dass man sie lässt, bis einer die Oberhand gewinnt, aber dass sie darauf achten, dass es nicht zur Rudelbildung kommt. Aber das ist halt ein Lernprozess. Die sind jahrelang vom Weltverband, von allen darauf geschult worden, Prügeleien zu unterbinden und so hart wie möglich zu bestrafen. Das sind nunmal die IIHF-Regeln, nach denen wir grundsätzlich spielen. Aber ein paar Möglichkeiten haben wir ja bei der Regelauslegung. (...)"
Hier geht's zum kompletten Interview
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harkonnon
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Re: Interview mit Gernot Tripcke

Beitrag von harkonnon »

Titel des Interviews hätte in Pressesp33k "Das Böse unter der Sonne" lauten müssen. :roll:

Im Ernst es ist gut das Tripcke mal häufiger so zu Wort kommt.

Womit ich nicht sagen will, das alles gut und richtig ist was er sagt. Aber das die heute verklärte Eishockey Bundesliga Ära so ein toller Zustand war, hab ich auch nicht bzw nie in Erinnerung gehabt.

ohne auf den ganzen Text einzugehen, als besonders bemerkenswert möchte ich trotzdem dies noch einmal hervorheben
Über ein anderes Thema haben wir dann aber noch gesprochen. Fighting bzw. Prügeleien, was allerdings auch Checks betrifft. Wir haben seit irgendwann in den 90ern in Deutschland eine Sonderregel, dass eine Spieldauer eine automatische Sperre nach sich zieht. Da schreckt natürlich bei einem Fight oder einem harten Check der ein oder andere Spieler auch davor zurück, weil er diese automatische Sperre im Hinterkopf hat. Checke ich jemanden hart und der blutet, ist es im Zweifelsfall Verletzungsfolge, und ich verliere zusätzlich noch ein Spiel.
Es ist angedacht, dass man im Sommer die Gesellschafter beschließen lassen will, dass diese automatischen Sperren aufgehoben werden, was die ganze Thematik von Faustkämpfen auch ein bisschen entspannen würde. Selbst wenn dann eine Spieldauer gegeben wird, würde das keine Sperre fürs nächste Spiel bedeuten. Das könnte ein bisschen den Druck von den Schiedsrichtern und auch von den Spielern nehmen. Im Moment hat man die Diskussionen, es steht zwar im Regelbuch Spieldauer, aber gib doch bitte trotzdem nur 4+10. Das klappt mal, und mal klappt es nicht.
meine Meinung dazu

ENDLICH !!!!!!!!!!!!! Das für jeden unglücklichen Zwischenfall heutzutage eine Spieldauer drangehängt wird, ist schon schlimm genug. Aber das zusätzlich drundsätzlich noch ein Spiel Sperre anfällt war und ist noch einfach schwachsinnig. Besonders weil vorsätzliche oder schlimme Fouls ja trotzdem noch zusätzlich von der Disziplinarkomission begutachtet werden.

Man sollte aber bei Abschaffung der automatischen Sperre so etwas einführen wie bei den 10 Minutenstrafen (Beispiel 3x mal SD = 1 Spiel Sperre, 6x SD = 3 Spiele Sperre, 9x SD 6 Spiele usw), sonst werden einige geniale Strategen womöglich noch den selten gebrauchten 4. Block mit diversen Goons besetzen und Good OLD 70's Hockey zelebrieren !
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Re: Interview mit Gernot Tripcke

Beitrag von Henrike »

Diese Änderung wäre tatsächlich ein guter Schritt in die richtige Richtung.

Was ich mir - neben vielen anderen Dingen :mrgreen: - allerdings auch dringend für die DEL wünschen würde, wäre eine Ausweitung der Professionalisierung bei den Schiedsrichtern.
Ich könnte mir gut vorstellen, dass es mit dem Nachwuchs nicht so bitter aussehen würde, wenn DEL-Schiri eine Berufsperspektive wäre - zum Beispiel für ehemalige Spieler. Letztendlich sollte es im Interesse einer Profi-Liga liegen, auch in diesem Bereich professionell aufgestellt zu sein.

Natürlich würde das wieder jede Menge Geld kosten, was die Clubs dann nicht in den Spieleretat stecken können, aber da das Schiedsrichterwesen ein solches Manko in der Liga darstellt, fände ich es gut investiert.

Holger Gerstberger kann noch 20 Stellungnahmen raushauen und um Verständnis bitten, aber das ändert ja nichts an der Situation.
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Re: Interview mit Gernot Tripcke

Beitrag von harkonnon »

Henrike hat geschrieben:Diese Änderung wäre tatsächlich ein guter Schritt in die richtige Richtung.

Was ich mir - neben vielen anderen Dingen :mrgreen: - allerdings auch dringend für die DEL wünschen würde, wäre eine Ausweitung der Professionalisierung bei den Schiedsrichtern.
Ich könnte mir gut vorstellen, dass es mit dem Nachwuchs nicht so bitter aussehen würde, wenn DEL-Schiri eine Berufsperspektive wäre - zum Beispiel für ehemalige Spieler. Letztendlich sollte es im Interesse einer Profi-Liga liegen, auch in diesem Bereich professionell aufgestellt zu sein.

Natürlich würde das wieder jede Menge Geld kosten, was die Clubs dann nicht in den Spieleretat stecken können, aber da das Schiedsrichterwesen ein solches Manko in der Liga darstellt, fände ich es gut investiert.

Holger Gerstberger kann noch 20 Stellungnahmen raushauen und um Verständnis bitten, aber das ändert ja nichts an der Situation.

Das mit dem Schiedsrichtern gerade als Profi ist so ne Sache. Höchstalter ist beim Eishockey 45 ? 50 ? Und dann ?

Da würde ich mir auch überlegen, ob ich so was mache, besonders wenn ich am Ende meiner Spielerkarriere evtl noch ganz andere Connections habe als nach 10 Jahren unbeliebt machen in Nadelstreifen !
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Re: Interview mit Gernot Tripcke

Beitrag von Henrike »

Mit Brüggemann hat man ja aber zum Beispiel so einen.
Tripcke erzählte auch, dass man Ex-Spieler versucht, über ein Trainee-Programm an diesen "Job" heranzuführen.
Zuletzt haben wohl zwei abgebrochen mit der Begründung: "Zu viel, zu anstrengend, zu aufwendig."

Der Mangel an Nachwuchs und die somit nicht gegebene Konkurrenz-Situation ist halt wirklich ein Problem.
Man würde auch viel lieber immer im 4-Mann-System pfeifen und Tripcke meinte, finanziell würde man das auch irgendwie gestemmt kriegen, aber die man power fehlt einfach.

Vielleicht muss man in dieser Ecke auch mehr aus dem ausländischen Markt acquirieren, wenn es Deutschland nicht hergibt.
Looker war ja auch ein Auslands-Einkauf - der ja im übrigen bei den Spielern recht hoch angesehen ist, weil er zum Beispiel - wie eben in Nordamerika üblich - auf dem Eis mit den Spielern kommuniziert, vorwarnt was er pfeifen wird und was nicht.

Auf jeden Fall sollte das Schiedsrichterwesen kein "Sparposten" sein.
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Re: Interview mit Gernot Tripcke

Beitrag von harkonnon »

Henrike hat geschrieben:Mit Brüggemann hat man ja aber zum Beispiel so einen.
Tripcke erzählte auch, dass man Ex-Spieler versucht, über ein Trainee-Programm an diesen "Job" heranzuführen.
Zuletzt haben wohl zwei abgebrochen mit der Begründung: "Zu viel, zu anstrengend, zu aufwendig."

Der Mangel an Nachwuchs und die somit nicht gegebene Konkurrenz-Situation ist halt wirklich ein Problem.
Man würde auch viel lieber immer im 4-Mann-System pfeifen und Tripcke meinte, finanziell würde man das auch irgendwie gestemmt kriegen, aber die man power fehlt einfach.

Vielleicht muss man in dieser Ecke auch mehr aus dem ausländischen Markt acquirieren, wenn es Deutschland nicht hergibt.
Looker war ja auch ein Auslands-Einkauf - der ja im übrigen bei den Spielern recht hoch angesehen ist, weil er zum Beispiel - wie eben in Nordamerika üblich - auf dem Eis mit den Spielern kommuniziert, vorwarnt was er pfeifen wird und was nicht.

Auf jeden Fall sollte das Schiedsrichterwesen kein "Sparposten" sein.
nein eher ein SPARtanischer Posten der die Stellung hält bis zum bitteren Ende ;)

Brüggemann ist nicht der erste des so was macht, Hellwig war auch ein etablierter Spieler und toller Kommunikator auf dem Eis, leider für manche der Schiri-Gilde zu toll ! (Insiderwissen ohne weitere Nachfragen bitte !) Womit wir wieder beim DEB Klüngel und seiner eigenen Intrigenwelt wären ! Da gibt es dann viele die drunter leiden müssen und auf der anderen Seite dann zB Schütz ! :roll:
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Re: Interview mit Gernot Tripcke

Beitrag von Mitja »

Guter Job, haimspiel.de! Für dieses Interview zur exakt richtigen Zeit, habt Ihr Euch ein dickes Lob verdient!
Auch inhaltlich finde ich es richtig gut, weil in doch erstaunlicher Deutlichkeit einige Dinge sehr offen angesprochen werden, die seit geraumer Zeit vom Kopf auf die Füße gestellt gehören. Gerade was die Verantwortlichkeit jedes einzelnen Klubs als DEL-Gesellschafter für die momentane Lage der Liga angeht. Nur "Sch.eiß DEL!" zu sagen, greift eben erheblich zu kurz und belässt die, die das gestalterische Zepter doch in Händen halten in ihrer bequemen, quasi Fast-Anonymität, aus der sie meinen, auch noch populistisch gegen das selbst mitgeschaffene Produkt wettern zu können. - Ihr habt die laufende Diskussion mit diesem Interview erheblich bereichert. Weiter so!
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