neues Anti-Doping-Gesetz: sinnvoll oder nicht?

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Südwesthai
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neues Anti-Doping-Gesetz: sinnvoll oder nicht?

Beitrag von Südwesthai »

Mich würde mal Eure Meinung zum gestern in den Medien diskutierten Entwurf des neuen Anti-Doping-Gesetzes interessieren, welches ja auch die Eishockeyspieler der DEL betrifft.

Die Eckpunkte:
- das Gesetz gilt nur für Profisportler
- die strafrechtliche Belangung erfolgt zusätzlich zur sportrechtlichen (also Sperren ect.)
- Sportler, Ärzte, Trainer und alle Beteiligten können bis zu drei Jahre Haft bekommen, wenn sie positiv getestet werden
- Die strafrechtliche Ermittlung wird deutlich vereinfacht. Da es sich nun um einen Straftatbestand handelt, können Behörden z.B. sofort die Wohnung des Sportlers durchsuchen. Bisher ging das nicht, so dass Betroffene in aller Ruhe eventuelle Beweise vernichten konnten.

Natürlich ist jede Verschärfung im Kampf gegen Doping zu begrüßen. Aber ich sehe einige Probleme bei der Geschichte: Geltung hat das Gesetz nur für die ca. 6.000 Profisportler. Wieso? Ein Freizeitsportler bleibt weiter straffrei. Wo ist da die Gleichbehandlung? Entweder ist Doping strafbar oder nicht. Zumal ich behaupte, dass der größte Missbrauch in Segmenten wie den Freizeit-Bodybuildern passiert. Und die betrifft das Ganze immer noch nicht.

Außerdem wird es nun für die Sportverbände schwierig, direkt Strafen zu verhängen. Bisher ist dies sofort geschehen und der betreffende Sportler wurde direkt aus dem Verkehr gezogen. Ein Verband dürfte sich künftig damit deutlich schwerer tun. Was, wenn der Sportler später vor dem staatlichen Gericht in der Sache freigesprochen wird? Dann kommt er mit Schadenersatzforderungen bei den Verbänden an.

Zudem ist immer nur die Rede davon, dass alles nur greift, wenn eine eindeutige positive Probe vorliegt. Ich als gedopter Profi würde beim Auftauchen der NADA-Prüfer im Zweifel hinter den Busch hüpfen (man beachte das grandiose Wortspiel in diesem Zusammenhang :mrgreen: ). Wenn ich die Probe verweigere und statt dessen Pizza essen gehe, bekomme ich womöglich eine Sperre. Vielleicht aber auch nicht, wie man weiß. Aber die Strafsache geht in jedem Fall an mir vorbei. (Bevor jetzt die zehnte Busch-Diskussion losgeht: Ich glaube nicht, dass er gedopt war, sondern sich nur dämlich verhalten hat. Das sollte jetzt nur als Beispiel dienen, dass ein wirklich gedopter Spoortler mit diesem Verhalten sogar einer Strafermittlung entgehen würde)

So richtig ausgereift ist das für mich alles nicht.
#80 - Danke Robert!
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Re: neues Anti-Doping-Gesetz: sinnvoll oder nicht?

Beitrag von Hammer-Hai »

Ich finde es richtig das hier auch mit rechtlichen Strafmaßnahmen gedroht wird. Ich denke in den Bau wird kaum einer gehen aber es gibt die Möglichkeit empfindliche Geldstrafen zu verhängen.
Jeder der Dopt und so seinen Konkurenten der sauber war um seine Sieg bringt muss auch finanziell belangt werden können. Was passiert den mit den Siegprämien die kassiert werden?
Meiner Kenntnis nach hat die noch nie einer zurück zahlen müssen. Es gab ne Sperre und wenn die vorbei war durfte man fröhlich wieder seinem Sport nachgehen.
Den entgangenen Sieg oder den Platz auf dem Treppchen um den man gebracht wurde durch solche Leute kann einem sowieso keiner wiedergeben.

Was meines Erachtens viel besser oder mit mehr Fingerspitzengefühl geregelt werden sollte sind die Kontrollen.
Es kann nicht sein das ich fast keine privatspäre mehr habe und mich schon verdächtig mache wenn ich von meinem Plan den ich irgendwann erstellt habe abweiche und essen gehe anstadt wie gemeldet zu Hause zu sein.
Oder die Leute wie ein Einstzkommande meine Bude stürmen und ich dann auf Komandeo pieseln muss, und da zu den dollsten Zeiten.
Das ist meines Erachtens das schlimmste, der Eingriff in dein Privatleben.

Kontrollen Ja.... aber mit Feingefühl.
Ich wollte unter diesen Bedingungen nicht leben und kann daher auch die Leute verstehen die dann dem Profisport adjeu sagen

Ist jedenfalls meine Meinung
Meistens kommt es anders als man denkt 8-)
Tatanka
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Re: neues Anti-Doping-Gesetz: sinnvoll oder nicht?

Beitrag von Tatanka »

Für mich ist das alles großer, unausgegorener Blödsinn. Wie will man den positiv getesteten denn nachweisen, daß sie bewußt die Mittel genommen haben oder nicht etwa nur verseuchtes Hähnchenfleisch, Nahrungsergänzungsmittel oder Tee zu sich genommen haben? Da ja aber auch der Besitz von Dopingmitteln strafbar ist, freue ich mich schon auf die Hausdurchsuchungen bei Freizeitsportlern, denn in der Hausapotheke findet sich mit Sicherheit das ein oder andere belastete Medikament. Und was folgt dann als nächstes? Dopingverbot am Arbeitsplatz? Verschärfte Strafen haben doch noch nie etwas bewirkt oder werden auf einmal auch keine Drogen mehr genommen, weil der Besitz und Konsum strafbar sind?
Für mich ist das alles nur ein Ausdruck von Hilfslosigkeit. Allerdings reibt man sich bei der diktatorisch agierenden NADA bereits die Hände, denn dieses Gesetz öffnet ihrer Willkür eine weitere Tür. Demnächst wird man dann früh morgens unter Mithilfe der Polizei zu den Kontrollen auftauchen, weil Doping ja dann eine Straftat ist!
Gehört die NADA eigentlich dann zu den staatlichen Strafverfolgungsbehörden? Allein die kürzlich bekannt gewordene Geschichte des Handballers Kraus sollte der Warnung dienen, um was für einen Laden es sich dabei handelt! Das erinnert an längst vergangen geglaubte Zeiten!
harkonnon
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Re: neues Anti-Doping-Gesetz: sinnvoll oder nicht?

Beitrag von harkonnon »

Tatanka hat geschrieben:Für mich ist das alles großer, unausgegorener Blödsinn. Wie will man den positiv getesteten denn nachweisen, daß sie bewußt die Mittel genommen haben oder nicht etwa nur verseuchtes Hähnchenfleisch, Nahrungsergänzungsmittel oder Tee zu sich genommen haben? Da ja aber auch der Besitz von Dopingmitteln strafbar ist, freue ich mich schon auf die Hausdurchsuchungen bei Freizeitsportlern, denn in der Hausapotheke findet sich mit Sicherheit das ein oder andere belastete Medikament. Und was folgt dann als nächstes? Dopingverbot am Arbeitsplatz? Verschärfte Strafen haben doch noch nie etwas bewirkt oder werden auf einmal auch keine Drogen mehr genommen, weil der Besitz und Konsum strafbar sind?
Für mich ist das alles nur ein Ausdruck von Hilfslosigkeit. Allerdings reibt man sich bei der diktatorisch agierenden NADA bereits die Hände, denn dieses Gesetz öffnet ihrer Willkür eine weitere Tür. Demnächst wird man dann früh morgens unter Mithilfe der Polizei zu den Kontrollen auftauchen, weil Doping ja dann eine Straftat ist!
Gehört die NADA eigentlich dann zu den staatlichen Strafverfolgungsbehörden? Allein die kürzlich bekannt gewordene Geschichte des Handballers Kraus sollte der Warnung dienen, um was für einen Laden es sich dabei handelt! Das erinnert an längst vergangen geglaubte Zeiten!
Ja echt zum Kotzen das Verhalten der NADA

erstens kann jeder dran fühlen das es nur eine Retourkutsche gegen einen Sportler war,. mit dem ein Rechtsstreit am Laufen ist.
zweitens die Chuzpe haben und dann noch öffentlich in der Presse zu behaupten, eine Kontrolle könne niemals eine Schikane sein !
drittens dann noch so nonchalant hinterher zu sabbeln, hätte der Verantwortliche gewusst das es Kraus eigene Hochzeit ist, dann .... JA KLAR wenn er auf einer Hochzeit nur eingeladen ist dann wird er sich in Erwartung des einen oder alkoholischen Getränkes ganz sicher am selben Abend vorher noch ne dicke Menge was weiß ich für PED's reinpfeifen. Nebenwirkungen, Kontraindikationen ach was das sind doch alles Leute mit solch einer kriminellen Energie, die gehen doch nirgendwo zum Spass hin, die denken 24/7 immer nur dran sich was Leistungsförderndes reinzuziehen.
und viertens wenn ein Profisportler wirklich so blöd ist sich an solch einem Abend irgendwas Leistungsförderndes in den Körper zu ballern, dann braucht er nicht die NADA sondern eher eine Psychotherapie für Suizidgefährdete.

Ok genug aufgeregt

Ich habe bei der Sache auch das Gefühl das hier mal wieder ähnlich kompetente Leute am Werk sind wie bei der Internetgesetzgebung. Mit anderen Worten da wollen sich mal wieder paar Leute im NEULAND etwas profilieren um von ihren früheren Klöpsen wie zb Drohnen u.ä. Bundeswehrequipment abzulenken.
Nicht das die Nachfolgerin sie an Muttis Konferenztisch noch ganz böse fragt, wie so was passieren konnte, wo man doch als Politiker selbstverständlich in jedem Bereich omni-kompetent ist.
I don't know how many Years I have left. But I push for Deutsch Meister werden !

Mike Connolly 6.11.2022
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Re: neues Anti-Doping-Gesetz: sinnvoll oder nicht?

Beitrag von Tatanka »

Was ich mich vor allem frage, wie will man das "Gesetz" denn anwenden, wenn der Sportler seinen Wohnsitz in einem Land hat, in der es nicht strafrechtlich relevant ist, ob man dopt. Darf da die NADA dann als deutsche Strafverfolgungsbehörde überhaupt tätig werden? Muß bei jeder Kontrolle ein Amsthilfeersuchen gestellt werden? Für mich ist da sehr vieles gar nicht praktikabel. Das alles riecht faktisch nach reinem Aktionismus. Aber man klopft sich ja jetzt schon gegenseitig auf die Schultern.
harkonnon
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Re: neues Anti-Doping-Gesetz: sinnvoll oder nicht?

Beitrag von harkonnon »

ich finde eigentlich noch viel schwammiger was denn ein Profi und was ein Freizeitsportler ist

bei den Summen und Sümmchen die in vielen Sportarten ganz besonders aber beim Fussball gezahlt werden ist dann doch die Frage ab wann man schon Profi ist.

Im Prinzip doch wohl schon dann wenn ein Spieler mehr als den Hartz4 Regelsatz an Vergütungen einstreicht.

Das dürfte beim Fussball aber zumindest teilweise bis in den tiefsten Amateurbereich zutreffen.

Und um beim Eishockey zu bleiben, dürften die meisten Oberligaakteure und in manchen Landesverbänden auch Spieler der Regionalliga dazu zählen.

Wird bestimmt lustig wenn Vorwärts Buxtehude nicht gegen Holzhacker Altöttingen antreten können, weil zu viele Akteure wegen ILLEGALER Einnahme verschreibungspflichtiger Erkältungsmittel, Haarwuchstinkturen oder leichtsinniger Einnahme kontaminierter Lebensmittel von der NADA aus dem Verkehr gezogen werden und beide Teams die Sollstärke nicht mehr erreichen.

Und was ist überhaupt mit den ausländischen Akteuren die hier auflaufen ? Müssen sich Sharrow, Holmqvist, Caron und Co jetzt wo es um einen Strafbestand handelt nicht auch dem NADA Code genau wie ihre deutschen Kollegen unterwerfen ? Müssen jetzt nationalmannschaftsverweigernde Sport-Deutsche wie Mulock, Festerling oder soghar ein Sascha Goc jetzt befürchten doch wieder ins Meldesystem integriert zu werden. Und was passiert wenn zb ein Vasilyev in Krefeld nach deutschen Gesetzen verurteilt würde, während ihn Lettland gerade fröhlich bei der WM einsetzt weil deren NADA sagen wir mal etwas defensiver agiert. Oder noch schlimmer hier in U-Haft sitzt während der Verband ihn anfordert.

Fragen über Fragen und über die Antworten hat sich ganz sicher keiner Gedanken gemacht
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Re: neues Anti-Doping-Gesetz: sinnvoll oder nicht?

Beitrag von Südwesthai »

Exakt diese Dinge meine ich mit unausgereift. In der Praxis sind noch so viele Fragen offen, dass sich ein solches Gesetz überhaupt nicht umsetzen lässt. Da hat man wieder ein reines Prestigeprojekt aus dem Boden gestampft, ohne um die nächste Ecke zu denken.

Ganz zu schweigen davon, dass es sich ja um einen ausschließlich deutschen Vorstoß handelt. Während unsere Sportfunktionäre und Politiker vor Freude Pipi in die Augen kriegen, weil die WADA Deutschland als Vorreiter im Anti-Doping-Kampf lobt, kriegen sich die Nationen in Richtung Osten und ferner Osten vor Lachen nicht mehr ein und fragen sich, wie man sich freiwillig einen Wettbewerbsnachteil verschaffen kann, wo doch Doping bei ihnen sogar im System verankert ist.
#80 - Danke Robert!
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